Pres­se­er­klä­rung des vdää zur Soval­di

Die The­ra­pie der chro­ni­schen HCV-Infek­ti­on ist mit direkt anti­vi­ral wirk­sa­men Sub­stan­zen in eine neue Ära mit weni­ger uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen und höhe­ren Hei­lungs­chan­cen ein­ge­tre­ten. Ins­be­son­de­re kann auf die sehr neben­wir­kungs­rei­che The­ra­pie mit Inter­fe­ro­nen jetzt ganz ver­zich­tet bzw. der Appli­ka­ti­ons­zeit­raum ver­kürzt wer­den. Auch betra­gen jetzt die Hei­lungs­chan­cen um die 90%. Soval­di muss aller­dings zwin­gend mit ande­ren Medi­ka­men­ten kom­bi­niert wer­den, da bei allei­ni­ger Gabe die Viren schnell resis­tent wer­den: Zwei wei­te­re hoch­prei­sig ange­bo­te­ne Sub­stan­zen wur­den schon zuge­las­sen, wei­te­re befin­den sich kurz vor der Zulas­sung.

Der Druck, schnell mög­lichst viel Pro­fit abzu­schöp­fen, ist hoch, sind doch die tra­di­tio­nell sehr hohen Gewin­ne der Phar­ma­rie­sen zukünf­tig nicht gesi­chert. Für Gilead, den Her­stel­ler Soval­di, geht die Rech­nung wohl auf. Welt­weit kann mit einem Umsatz von 12 Mrd. US$ für Soval­di allein in 2014 gerech­net wer­den. Dabei schreckt Gilead nicht davor zurück, den Preis mit angeb­lich hohen Ent­wick­lungs­kos­ten zu recht­fer­ti­gen: Ein nicht gerin­ger Anteil (11,2 Mrd. US$) wur­de für die Über­nah­me der Erfin­der­fir­ma Phar­mas­set aus­ge­ge­ben.
Wir mei­nen: Die­ser Kauf­preis spie­gelt die Umsatz- und Gewinn­erwar­tun­gen wie­der, steht aber in kei­nem Zusam­men­hang mit den Ent­wick­lungs­kos­ten.

Das AMNOG, das die Preis­fin­dung neu zuge­las­se­ner Medi­ka­men­te regelt, lässt die­se Preis­ge­stal­tung zu: Die unre­gu­lier­te Preis­ge­stal­tung im ers­ten Jahr der Zulas­sung war ein Zuge­ständ­nis an die phar­ma­zeu­ti­sche Indus­trie und wird von der Phar­ma­in­dus­trie nicht nur in die­sem Bei­spiel unge­hemmt zu Las­ten der GKV-Ver­si­cher­ten aus­ge­nutzt.

Der vdää for­dert, eine Zwangs­li­zen­sie­rung von über­teu­er­ten Arz­nei­mit­teln zu dis­ku­tie­ren, wie sie bereits in eini­gen Schwel­len­län­dern prak­ti­ziert wer­den (z.B. Indi­en und Bra­si­li­en).

Die aktu­ell prak­ti­zier­te Preis­kon­trol­le durch das in 2011 in Kraft getre­te­ne AMNOG reicht offen­sicht­lich nicht aus. Arz­nei­mit­tel müs­sen vom ers­ten Tag der Zulas­sung preis­re­gu­liert wer­den. Hier muss das AMNOG im Sin­ne der Ver­si­cher­ten drin­gend nach­ge­bes­sert wer­den. Der Vor­schlag des Arz­nei­mit­tel­ex­per­ten Gerd Glaes­ke, den nach der frü­hen Nut­zen­be­wer­tung aus­ge­han­del­ten Erstat­tungs­preis rück­wir­kend auf die Zeit ab der Zulas­sung anzu­rech­nen, hal­ten wir dabei für einen rich­ti­gen Ansatz.

Übri­gens: Gilead hat mitt­ler­wei­le groß­zü­gi­ge Lizenz­ver­trä­ge mit sie­ben Gene­ri­ka­her­stel­lern in Indi­en abge­schlos­sen. Die Abga­be­prei­se in den Ent­wick­lungs­län­dern wer­den vor­aus­sicht­lich nur ein Hun­derts­tel von denen in den Indus­trie­län­dern betra­gen. Man weiß also, wo das Geld zu ver­die­nen ist. Deutsch­land bleibt auch nach AMNOG ein Para­dies für die phar­ma­zeu­ti­sche Indus­trie.

Micha­el Jan­ßen, Dr. Bern­hard Win­ter, Dr. Andre­as Wulf
(Mit­glie­der des Vor­stands des vdää)

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