ein wei­te­rer Grund, die Bür­ger­geld­re­form abzu­leh­nen – Pres­se­mit­tei­lung des vdää*

Main­tal 03.12.2025 – Die geplan­te Bür­ger­geld­re­form stellt nicht nur einen Angriff auf den Sozi­al­staat dar, die Ver­schär­fung des Sank­ti­ons­re­gimes im Sozi­al­recht ist zugleich ein Angriff auf die Arbeitnehmer*innen (1). Eine Grup­pe vul­nerabler Per­so­nen trifft es beson­ders hart: Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen sol­len stren­ger kon­trol­liert wer­den und sie sol­len per­sön­lich beim Job­cen­ter vor­spre­chen, damit die dort Zustän­di­gen prü­fen kön­nen, ob die Betrof­fe­nen tat­säch­lich psy­chisch krank sind.

Dazu sagt Juli­us Pop­pel, Co-Vor­sit­zen­der des vdää*: „Per­so­nal im Job­Cen­ter ist in kei­ner Wei­se dazu aus­ge­bil­det oder befugt, psy­chi­sche Erkran­kun­gen ein­zu­schät­zen. Die­se Maß­nah­men sind ein völ­lig inak­zep­ta­bler Teil der gestei­ger­ten staat­li­chen Här­te gegen­über Arbeit­su­chen­den – und zwar gegen­über einer zum Teil beson­ders stark benach­tei­lig­ten und hilfs­be­dürf­ti­gen Grup­pe von Men­schen. Das ist aus medi­zi­ni­scher Sicht nicht ver­tret­bar und des­halb aufs Schärfs­te zurück­zu­wei­sen“.

“Die­se Maß­nah­men sind ein völ­lig inak­zep­ta­bler Teil der gestei­ger­ten staat­li­chen Här­te gegen­über Arbeit­su­chen­den – und zwar gegen­über einer zum Teil beson­ders stark benach­tei­lig­ten und hilfs­be­dürf­ti­gen Grup­pe von Men­schen.”

„Wer täg­lich dar­um kämpft, über­haupt auf­zu­ste­hen, braucht kei­ne Droh­ku­lis­sen. Er braucht ein Sys­tem, das Erkran­kun­gen ernst nimmt – nicht eines, das sie anzwei­felt. Die neue Grund­si­che­rung baut ein Sys­tem auf, das psy­chisch erkrank­te Men­schen unter Gene­ral­ver­dacht stellt,“ so der Sozi­al­rechts­exper­te Utz Anhalt (2).

„Die­se Ten­denz beob­ach­ten wir schon län­ger mit Sor­ge und wir müs­sen uns ihr an der Sei­te unse­rer Patient*innen und im Sin­ne der gesam­ten Bevöl­ke­rung ent­ge­gen­stel­len“, so Juli­us Pop­pel.

Die­se Poli­tik lenkt nur von den eigent­li­chen Pro­ble­men des Sozi­al­staats ab. Denn die Angrif­fe auf den Sozi­al­staat lau­fen par­al­lel zu einer stark stei­gen­den Staats­ver­schul­dung, die aber nicht die Fol­ge eines aus­ufern­den Sozi­al­staats ist, son­dern maß­geb­lich der bei­spiel­lo­sen Auf­rüs­tung der Bun­des­re­pu­blik und eines Klas­sen­kampfs von oben in einer mas­si­ven Wirt­schafts­kri­se. Der gestei­ger­te Druck auf Arbeits­lo­se und ihre Kin­der, der auch expli­zit das Exis­tenz­mi­ni­mum einer gro­ßen Zahl an Men­schen in Fra­ge stellt, Obdach­lo­sig­keit und Hun­ger in Kauf nimmt, ist ein Angriff auf uns alle.

Dr. Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin

  1. https://www.vdj.de/beitrage-aktuelles/gegen-den-autoritaren-sozialstaat—die-verscharfung-des-sozialrechts-bedroht-die-rechte-aller
  2. https://www.gegen-hartz.de/news/neue-grundsicherung-statt-buergergeld-fuer-psychisch-erkrankte-besonders-kritisch; vgl. auch: Julia Stan­ton: Grund­si­che­rung mit neu­er Rege­lung: Für psy­chisch Kran­ke könn­te es ver­hee­rend enden, in Frank­fur­ter Rund­schau vom 01.12.2025
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