Ober­ir­disch: Bet­ten­ab­bau und Kran­ken­haus­schlie­ßun­gen, unter­ir­disch: Mil­li­ar­den­in­ves­ti­tio­nen


vdää* kri­ti­siert die Resi­li­enz-Stu­die der DKG

Next step Mili­ta­ri­sie­rung des Gesund­heits­we­sens: Wäh­rend wir die letz­ten Mona­te und Jah­re dau­ernd hör­ten, dass die Kos­ten für die – ober­ir­di­schen – Kran­ken­haus­struk­tu­ren zu teu­er sei­en und des­halb im Rah­men der aktu­el­len Kran­ken­haus­re­form dras­tisch abge­baut wer­den müs­sen, rech­net uns nun eine – auf dür­rer empi­ri­scher Basis beru­hen­de – Stu­die der Deut­schen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft zu „Inves­ti­ti­ons­be­dar­fen zur Her­stel­lung der Resi­li­enz deut­scher Kran­ken­häu­ser“ vom 28. Okto­ber 2025 vor, dass es vie­le Mil­li­ar­den brau­che, um die Kran­ken­häu­ser für den Kriegs­fall resi­li­ent zu machen. Dies dient zwar zum einen der Illu­si­on, mit guter Vor­be­rei­tung kön­ne die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung im Kriegs­fall auf­recht­erhal­ten wer­den, gleich­zei­tig ist jedoch völ­lig unklar, wel­che Bedeu­tung dies für die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Zivil­be­völ­ke­rung hät­te. Es ist zu erwar­ten, dass unter Resi­li­enz im Kriegs­fall vor allem eine schnel­le und effi­zi­en­te mili­tä­ri­sche Gesund­heits­ver­sor­gung gemeint ist, die Soldat*innen schnellst­mög­lich erneut kriegs­taug­lich macht (die return to duty quo­te ist mili­tär­stra­te­gisch essen­ti­ell).

Die oben genann­ten Mil­li­ar­den wer­den u.a. dafür gebraucht, um Tei­le der Kran­ken­haus­struk­tu­ren ins Unter­ir­di­sche zu ver­le­gen. Denn medi­zi­ni­sche Ein­rich­tun­gen gehö­ren in krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen immer häu­fi­ger zu den bevor­zug­ten zivi­len Zie­len. Es ist bemer­kens­wert und auch maka­ber, dass die DKG das ein­fach bei den Bau­maß­nah­men ein­zu­prei­sen gedenkt. Statt so zu reagie­ren, erwar­ten wir von Gesund­heits­be­schäf­tig­ten als obers­tes Ziel eine Ver­hin­de­rung mili­tä­ri­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen und den Aus­ruf des Wider­spruchs, in dem der Kriegs­fall zum medi­zi­ni­schen Ethos ste­hen.

In der DKG-Stu­die wer­den dage­gen drei Sze­na­ri­en ent­wor­fen und es wird vor­ge­rech­net, was die­se kos­ten wür­den (S. 53):

  • Sze­na­rio „Cyber­an­grif­fe und Sabo­ta­ge­ak­te“:
    Inves­ti­ti­ons­kos­ten etwa 2,7 Mil­li­ar­den €
    Betriebs­kos­ten 670 Mil­lio­nen €
  • Sze­na­rio „Bünd­nis­fall“:
    Inves­ti­ti­ons­kos­ten etwa 5,0 Mil­li­ar­den €
    Betriebs­kos­ten 890 Mil­lio­nen €
  • Sze­na­rio „Ver­tei­di­gungs­fall“:
    Inves­ti­ti­ons­kos­ten 14,1 Mil­li­ar­den €
    Betriebs­kos­ten 1,11 Mil­li­ar­den €

Zur Finan­zie­rung wird Fol­gen­des gesagt: „Da die Maß­nah­men nicht der nor­ma­len Kran­ken­ver­sor­gung die­nen, soll­ten die not­wen­di­gen Mit­tel zur Finan­zie­rung der Inves­ti­tio­nen aus dem Son­der­ver­mö­gen ‚Ver­tei­di­gung‘ finan­ziert wer­den.“ (S. 56)

„Der nach oben offe­ne Geld­topf für Ver­tei­di­gung und Auf­rüs­tung fängt an, sei­ne fata­le Wir­kung zu ent­fal­ten“, so Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin des Ver­eins demo­kra­ti­scher Ärzt*innen. „Was wir schon von ein­zel­nen Kran­ken­häu­sern und eini­gen Ärz­te­ver­tre­tern gehört haben, ent­wi­ckelt die DKG nun als sys­te­ma­ti­schen Plan, statt sich dar­um zu küm­mern, dass die Kran­ken­haus­ver­sor­gung bedarfs­ge­recht und beschäf­tig­ten­freund­lich wird“, so Rako­witz wei­ter.

Bereit­wil­lig wird in der Stu­die auch ein­ge­se­hen, dass die Pla­nung und der Bau neu­er Kran­ken­häu­ser und Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen in Zukunft nach mili­tä­ri­schen Kri­te­ri­en wie Nähe zu Flug­hä­fen und ande­ren Kno­ten­punk­ten gesche­hen sol­le. Und wäh­rend Pis­to­ri­us und „Grün­buch zivil-mili­tä­ri­sche Zusam­men­ar­beit 4.0“ für das Jahr 2030 den Krieg vor­aus­sa­gen, hal­ten sich die Autoren der DKG-Stu­die an den pol­ni­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Donald Tusk, der das schon für 2027 pro­phe­zeit (S. 7). So kann man auch noch den zeit­li­chen Druck erhö­hen.

»Mit atem­be­rau­ben­der Geschwin­dig­keit und in vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam ver­wan­deln sich immer mehr Akteu­re im Gesund­heits­we­sen in unkri­ti­sche Exe­ku­to­ren einer nur noch auf Krieg aus­ge­rich­te­ten Außen­po­li­tik. Die Ver­sor­gung der Zivil­be­völ­ke­rung und das Stre­ben nach fried­li­chem Zusam­men­le­ben sind bald voll­stän­dig aus dem Hori­zont ver­schwun­den«

so Anne­birth Stein­mann aus dem Vor­stand des vdää*

Dr. Nad­ja Rako­witz,
Pres­se­sprecherin

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