Ausweitung, nicht Abschaffung des Selbstkostendeckungsprinzips!
Seit längerem schon plädieren Gesundheitsökonomen wie Boris Augurzky für die Abschaffung des so genannten Pflegebudgets und die Rückführung der Pflege in die DRG. Der Verein demokratischer Ärzt*innen hält das für fatal.
„Die Herausnahme der Pflege am Bett aus den DRG und die Finanzierung über ein Selbstkostendeckungsprinzip 2020 war die einzige Krankenhausreform der letzten Jahrzehnte, die eine Abkehr vom Neoliberalismus bedeutete und in die richtige Richtung ging“, so Dr. Nadja Rakowitz, Pressesprecherin des vdää*. „Und sie kam ausgerechnet von Jens Spahn von der CDU, der sicher nicht unser politischer Freund ist. Aber der Druck, den die Beschäftigten aufgebaut hatten, war so groß, dass sogar Spahn handeln musste“, so Rakowitz weiter.
„Ein sinnvoller Schritt wäre, das gesamte Personal in Krankenhäusern nach dem Selbstkostendeckungsprinzip zu finanzieren“, so Dr. Peter Hoffmann, Krankenhausarzt und Mitglied im Vorstand des vdää*. „Das wäre sachgerecht und würde den Kostenduck vom Personal nehmen. Außerdem könnten so keine Profite mehr mit Personal gemacht werden“, so Hoffmann weiter.
»Aber der Druck, den die Beschäftigten aufgebaut hatten, war so groß, dass sogar Spahn handeln musste«
Die „Pflege am Bett“ wird in Krankenhäusern seit 2020 nicht mehr aus den Fallpauschalen (DRG) bezahlt, sondern nach der Logik des Selbstkostendeckungsprinzips: Die Krankenhäuser müssen nachweisen, was sie für Pflege am Bett ausgegeben haben und diese Kosten werden (nach Kontrolle durch den Medizinischen Dienst/die Krankenkassen) ersetzt. Krankenhäuser können seitdem im Prinzip so viele Pflegekräfte zu einem guten Tariflohn einstellen, wie sie benötigen. Und das hat auch Wirkung gezeigt: Es kam seitdem zu einem deutlichen Personalaufwuchs, der die Versorgung der Patient*innen und die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert hat.
„Natürlich kostet mehr Personal auch mehr Geld und das ist richtig so“, so Dr. Peter Hoffmann. „Eine Erstattung der Kosten für eine qualitativ gute und wirtschaftliche Versorgung von Patient*innen durch eine ausreichende Anzahl an gut ausgebildeten und gut bezahlten Fachkräften ist die einzig sinnvolle Finanzierungslogik in der Daseinsvorsorge. Das wären wirkliche Vorhaltekosten!“ so Peter Hoffmann weiter.
Dr. Nadja Rakowitz, Pressesprecherin