Pres­se­mit­tei­lung 07.07.2023 Anwer­bung bra­si­lia­ni­scher Pfle­ge­kräf­te

Ein Gewinn für alle?

Gemein­sa­mes State­ment von vdää* und CEBES (Bra­si­li­en)

Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter Heil war vor kur­zem in Bra­si­li­en auf Anwer­be­tour für Pfle­ge­kräf­te. Wie­der ein­mal war von einem „Gewinn für alle Betei­lig­ten“ die Rede. Gemein­sam mit der bra­si­lia­ni­schen Gesund­heits­po­li­ti­schen Orga­ni­sa­ti­on CEBES (Cen­tro Bra­silei­ro de Estu­dos de Saú­de) hat der Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärzt*innen ein Posi­ti­ons­pa­pier auf Por­tu­gie­sisch, Deutsch und Eng­lisch ver­öf­fent­licht, das die­se Ver­spre­chun­gen in Fra­ge stellt.

Wir stel­len in Fra­ge, dass inter­na­tio­na­le Anwer­bung die Lösung für die zuge­spitz­te Per­so­nal­si­tua­ti­on in deut­schen Kran­ken­häu­sern sein kann und for­dern statt­des­sen eine struk­tu­rel­le Lösung zur Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen.

Hin­ter den Ver­spre­chun­gen einer fai­ren Anwer­bung steckt eine Rea­li­tät, in der pri­va­te Rekru­tie­rungs­agen­tu­ren viel Geld mit teil­wei­se unfai­ren Prak­ti­ken ver­die­nen und bra­si­lia­ni­sche Gesund­heits­fach­kräf­te mit gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen zu kämp­fen haben wer­den. Zunächst ist der Sprach­er­werb sehr schwie­rig und der Weg bis zur vol­len Aner­ken­nung des Berufs­ab­schlus­ses lang. In die­ser Zeit wer­den bra­si­lia­ni­sche Pfle­ge­fach­kräf­te, die in Bra­si­li­en ein Uni­ver­si­täts­stu­di­um absol­viert haben, wie Pfle­ge­hilfs­kräf­te bezahlt.

Wir wider­spre­chen zudem der Behaup­tung, dass es einen Über­schuss von Pfle­ge­fach­kräf­ten in Bra­si­li­en gebe. Deren Anzahl ist im Ver­gleich zu den Einwohner*innen Bra­si­li­ens ganz im Gegen­teil viel gerin­ger als in Deutsch­land. Viel eher hängt die hohe Anzahl arbeits­lo­ser Pfleger*innen in Bra­si­li­en mit der Unter­fi­nan­zie­rung des staat­li­chen Gesund­heits­sys­tems SUS zusam­men. Es gilt, auch das Gesund­heits­sys­tem in Bra­si­li­en in den Blick zu neh­men, um zu ver­ste­hen, war­um bra­si­lia­ni­sche Pfle­ge­kräf­te aus­wan­dern wol­len. Indem Deutsch­land Gesund­heits­per­so­nal in Bra­si­li­en anwirbt, pro­fi­tiert es von den schlech­ten Arbeits­be­din­gun­gen und der Unter­fi­nan­zie­rung des SUS.

Wir müs­sen kri­tisch hin­ter­fra­gen, ob die Anwer­bung von Gesund­heits­fach­kräf­ten tat­säch­lich ein Gewinn für alle Betei­lig­ten ist und wei­ter­hin für star­ke Gesund­heits­sys­te­me kämp­fen, die gute Arbeits­be­din­gun­gen bie­ten – in bei­den Län­dern und über­all auf der Welt.

Karen Span­nen­krebs, Refe­ren­tin Gesund­heits­fach­kräf­te­mi­gra­ti­on

Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärzt*innen 



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