Pres­se­mit­tei­lung vom 18.08.2023 KV-Kri­tik

Und ewig grüßt das Mur­mel­tier

Demo­kra­ti­sche Ärzt*innen kri­ti­sie­ren popu­lis­ti­sche “Kri­sen” Sit­zung der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung

Unter gro­ßem Auf­wand im High Class Hotel mit Häpp­chen und Geträn­ken fand heu­te, am 18. August die öffent­li­che “KBV Kri­sen­sit­zung” mit meh­re­ren hun­dert Per­so­nen statt. Pro­pa­gan­dis­tisch vor­be­rei­tet wur­den mit dem Mot­to “SOS – Pra­xis weg – Gesund­heit weg” unter dem Druck der jähr­li­chen Hono­rar­ver­hand­lun­gen der Kas­sen­ärzt­li­chen Bun­des­ver­ei­ni­gung mit den Gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen alt­be­kann­te For­de­run­gen nach 10% mehr Hono­rar und der Been­di­gung der Bud­ge­tie­rung für alle Pra­xen als laut­star­ker Pro­test vor­ge­tra­gen.

Eine For­de­rungs­lis­te an den Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter mit Ulti­ma­tum bis zum 13. Sep­tem­ber 2023 wur­de von der öffent­li­chen Ver­an­stal­tung beklascht. Wie gewohnt wur­de hier die ambu­lan­te Ver­sor­gung aus­schließ­lich als ärzt­li­che und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche gedacht, ledig­lich die Medi­zi­ni­schen Fach­an­ge­stell­ten beka­men – wie die Pfle­ge in der Pan­de­mie – Stan­ding Ova­tions.

Alle Vor­ha­ben des BMG wur­den unter dem Ver­dacht, „Staats­me­di­zin“ ein­füh­ren zu wol­len, dis­kre­di­tiert. Die KV Rhein­land­pfalz will mit dem Bud­get gleich noch die Bedarfs­pla­nung abschaf­fen, um über den Markt der Anbie­ter Ver­tei­lung und Qua­li­tät zu regu­lie­ren.

„Die Ein­lö­sung die­ser For­de­run­gen wür­de zu über­mä­ßi­gen Aus­ga­ben der GKV nicht zuletzt wegen abseh­ba­rer sach­frem­der Leis­tungs­men­gen­aus­wei­tung füh­ren, sie wür­de aber kein Struk­tur­pro­blem lösen. Die­se sind auch durch die Poli­tik der KVen mit­ver­ur­sacht“, so Micha­el Jan­ßen, Mit­glied im Vor­stand des vdää*, der sich das Spek­ta­kel heu­te ange­schaut hat.

Bei­spiel­haft ist dies an Koope­ra­ti­ons­for­men ärzt­li­cher Arbeit zu sehen. Jun­ge Kolleg*innen wol­len mehr inter­pro­fes­sio­nell und koope­ra­tiv arbei­ten und sehen gera­de in (Ein­zel-) Pra­xen kei­ne Per­spek­ti­ve. Das zeigt der Anstieg der ange­stell­ten Ärzt*innen von 1% auf 25% in den letz­ten 20 Jah­ren. Koope­ra­ti­ve Ver­sor­gungs­for­men unter Ein­be­zug der Kom­mu­nen, wie im Ver­sor­gungs­ge­setz 1 als zar­te Pflänz­chen (Kios­ke, Gesund­heits­re­gio­nen, haus­ärzt­li­che Ver­sor­gungs­zen­tren) vor­ge­schla­gen, wer­den als Staats­me­di­zin denun­ziert und dage­gen wird das über­kom­me­ne Modell der von Klein­un­ter­neh­mern geführ­te Pra­xen mit mehr Geld, auch mehr Steu­er­mit­tel (so Gas­sen) als Lösung ange­prie­sen.

Eine sach­be­zo­ge­ne Dis­kus­si­on um Struk­tur­re­for­men ver­wei­gern die KVen seit Jahr­zehn­ten. Dies auch, weil sie sonst ihr Teil­ver­sa­gen bei der Aus­ge­stal­tung des Ver­sor­gungs­auf­trags zuge­ben müss­ten.

Micha­el Jan­ßen urteilt abschlie­ßend: “Es ist wie seit 20 Jah­ren – alle Jah­re wird mit gro­ßem Auf­wand von der KBV das Ende der ambu­lan­ten Ver­sor­gung beschwo­ren, wenn die Kas­sen und das BMG nicht SOFORT mehr Geld und Bud­get­frei­heit zusa­gen – und es geht immer nur um Pra­xen, Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen”.

Dr. Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin



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