Pres­se­er­klä­rung des vdää zum OECD Bericht über sta­tio­nä­re Über­ver­sor­gung in Deutsch­land

Deutsch­land ist Spit­zen­rei­ter bei Herz­ka­the­tern (624 Inter­ven­tio­nen pro 100.000 Ein­woh­ner im Ver­gleich zu 177 im OECD-Durch­schnitt), eben­so bei Leis­ten­her­ni­en-Ope­ra­tio­nen oder Hüft­er­satz. Den Grund für die­se medi­zi­nisch nicht zu recht­fer­ti­gen­de Zahl sieht die OECD im DRG-basier­ten Abrech­nungs­sys­tem in Deutsch­land. Im Gegen­satz zu allen andern Län­dern wer­den die DRG in Deutsch­land rein als Preis­sys­tem ein­ge­setzt. Eine effek­ti­ve Men­gen­be­gren­zung gibt es nicht.

Was die OECD in ihrem Bericht aber lei­der nicht erwähnt, ist die Tat­sa­che, dass die Ursa­che die­ses Fall­zahl­an­stiegs nicht bei pro­fit­ori­en­tier­ten Kran­ken­haus­ma­na­gern oder in Ziel­ver­ein­ba­run­gen in Chef­arzt­ver­trä­gen liegt, son­dern sys­tem­be­dingt ist. Die Ent­gel­te für die erbrach­ten Leis­tun­gen stei­gen auf­grund des deut­schen Regel­werks lang­sa­mer als die Kos­ten. Kran­ken­häu­ser kön­nen heu­te nur über­le­ben, wenn sie die Fall­zahl, also die Zahl behan­del­ter Pati­en­ten stei­gern. Nur über stei­gen­de Pati­en­ten­zah­len und Stei­ge­rung der Inva­si­vi­tät der Behand­lung – z.B. mehr Ope­ra­tio­nen oder ande­re Inter­ven­tio­nen – kön­nen die Kos­ten­stei­ge­run­gen im sta­tio­nä­ren Bereich auf­ge­fan­gen wer­den. Da z.B. Tarif­stei­ge­run­gen nicht aus­rei­chend in den Prei­sen berück­sich­tigt wer­den, sind die Kran­ken­häu­ser gezwun­gen, mit dem glei­chen Per­so­nal mehr Leis­tun­gen zu erbrin­gen oder noch mehr Per­so­nal abzu­bau­en. Fall­zahl­stei­ge­rung ist des­halb zum Man­tra deut­scher Kran­ken­haus­ma­na­ger gewor­den.

Hin­zu kommt, dass die Län­der ihrer Ver­pflich­tung, die not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen zu tra­gen, nicht nach­kom­men und daher Inves­ti­tio­nen über DRG-Erlö­se finan­ziert wer­den müs­sen. Ver­si­cher­te müs­sen sich des­halb auch frag­wür­di­gen oder nicht indi­zier­ten medi­zi­ni­schen Ein­grif­fen unter­zie­hen, um den Kran­ken­häu­sern ein Über­le­ben zu ermög­li­chen – so die inzwi­schen völ­lig ver­kehr­te Logik deut­scher Kran­ken­häu­ser.

Zu recht weist die OECD in ihrer lesens­wer­ten Stu­die dar­auf hin, dass es in ande­ren Län­dern, die eben­falls DRG ein­ge­führt haben, sinn­vol­le Werk­zeu­ge zur Men­gen- und Bud­get­re­gu­lie­rung gibt. “Der vdää hat schon häu­fig dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er die in Deutsch­land prak­ti­zier­te Anwen­dung der DRG als rei­nes Preis­in­stru­ment für fatal hält”, so der Vor­sit­zen­de, Prof Wulf Diet­rich. “Wir beto­nen aber auch, dass eine sinn­vol­le Bedarfs­pla­nung Vor­aus­set­zung einer guten sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung dar­stellt. Hier fehlt es Deutsch­land gra­vie­rend. Lei­der erwähnt der OECD Bericht die­se Not­wen­dig­keit einer Bedarfs­pla­nung in sei­nem Bericht nicht”, so Dr. Peter Hoff­mann aus dem Vor­stand des vdää.

Prof. Wulf Diet­rich (Vor­sit­zen­der des vdää)

Dr. Peter Hoff­mann (Mit­glied im erwei­ter­ten Vor­stand des vdää)

 

PDF: Pres­se­er­klä­rung des vdää zum OECD Bericht über sta­tio­nä­re Über­ver­sor­gung in Deutsch­land

 

 



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