Pres­se­mit­tei­lung des vdää zur Ent­kri­mi­na­li­sie­rung von Infor­ma­tio­nen zum Schwan­ger­schafts­ab­bruch

Nach der hef­tig umstrit­te­nen Reform des §219a im März 2019 wur­den Bun­des­ärz­te­kam­mer und die Bun­des­zen­tra­le für gesund­heit­li­che Auf­klä­rung beauf­tragt, eine bun­des­wei­te Lis­te mit Adres­sen von Ärzt*innen und Infor­ma­tio­nen zur Art der ange­bo­te­nen medi­zi­ni­schen Leis­tun­gen zu erstel­len. Aktu­ell feh­len in die­ser Lis­te gan­ze Bun­des­län­der und sogar die Suche nach Groß­städ­ten wie Köln, Mün­chen oder Frank­furt geht leer aus. Auch erhal­ten Infor­ma­ti­ons­su­chen­de ledig­lich die Anga­be, ob der Abbruch in der Pra­xis medi­ka­men­tös oder ope­ra­tiv erfol­gen kann – wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen wie z.B. wel­che der ope­ra­ti­ven Metho­den ver­wandt wird und bis zu wel­cher Schwan­ger­schafts­wo­che der Ein­griff in der Pra­xis durch­ge­führt wird, feh­len hin­ge­gen ganz.

Die gro­ßen Lücken in der bun­des­wei­ten Lis­te beru­hen unse­rer Ansicht nach aber nicht nur auf der abneh­men­den Anzahl von Ärzt*innen, die über­haupt Schwan­ger­schafts­ab­brü­che durch­füh­ren, son­dern auch auf der wei­ter­hin bestehen­den juris­ti­schen Unsi­cher­heit für Ärz­tin­nen und Ärz­te. Vie­le Ärzt*innen haben sich bewusst gegen einen Ein­trag in die bun­des­wei­te Lis­te ent­schie­den, da sie mit Recht in die­ser Lis­te auch die Mög­lich­keit eines öffent­li­chen Pran­gers sehen, die es rechts­extre­men und fun­da­men­ta­lis­ti­schen Abtreibungsgegner*innen pro­blem­los ermög­licht, Namen und Adres­sen zu sam­meln. „Solan­ge es kei­nen wirk­sa­men Schutz sowohl für die Ärzt*innen, wie auch für die unge­wollt Schwan­ge­ren gibt – etwa vor Beläs­ti­gung und Ver­leum­dung durch z.B. soge­nann­te ‚Mahn­wa­chen‘ vor den Pra­xen – wer­den die­se Lis­ten unvoll­stän­dig und damit sinn­los blei­ben“, so Dr. Susan­ne Zick­ler, Frau­en­ärz­tin und Mit­glied im Vor­stand des vdää.

Wir brau­chen hin­ge­gen poli­tisch kla­re Ent­schei­dun­gen, um Schwan­ger­schafts­ab­brü­che end­lich aus dem Straf­ge­setz­buch zu strei­chen. Nur so kön­nen wir fun­da­men­ta­lis­ti­sche Angrif­fe auf die Ent­schei­dungs­fin­dung von Schwan­ge­ren und auf ihre medi­zi­ni­sche Betreu­ung durch Ärzt*innen nach­hal­tig unter­bin­den.

Dr. Nad­ja Rako­witz (Pres­se­spre­che­rin)



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