Sta­tis­ti­sche Befun­de zur regio­na­len und sozio­de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung der Armut in Deutsch­land.
Von Ulrich Schnei­der

Blick auf Gesamt­deutsch­land – Sta­gna­ti­on auf hohem Niveau

Die aktu­ells­ten Daten zur Armuts­ent­wick­lung in Deutsch­land bezie­hen sich auf das Jahr 2023. Danach beträgt die Armuts­quo­te in Deutsch­land auf Basis des Mikro­zen­sus des Sta­tis­ti­schen Bund­s­am­tes 16,6 Pro­zent. Damit ist sie  gegen­über 2022 um 0,2 Pro­zent­punk­te und gegen­über 2021 um 0,3 Pro­zent­punk­te zurück­ge­gan­gen. Las­sen sich die­se Wer­te auch durch­aus noch als Sta­gna­ti­on auf sehr hohem Niveau inter­pre­tie­ren, so ist es doch zumin­dest das ers­te Mal seit Ein­füh­rung der Armuts­sta­tis­tik auf Basis des Mikro­zen­sus in 2005, dass die Armut in zwei Jah­ren in Fol­ge, wenn auch nur leicht, so doch abnimmt. Mög­li­cher­wei­se könn­te sich damit ein Bruch des seit 2006 herr­schen­den Trends ste­tig stei­gen­der Armuts­quo­ten andeu­ten.1 Soll­ten sich die Ergeb­nis­se bestä­ti­gen, wären mit 14,1 Mil­lio­nen Men­schen rech­ne­risch 100.000 weni­ger von Ein­kom­mens­ar­mut betrof­fen als im Jahr zuvor.2

Als arm gilt, wes­sen gewich­te­tes Pro-Kopf-Haus­halts­net­to­äqui­va­lenz­ein­kom­men weni­ger als 60 Pro­zent des mitt­le­ren (Medi­an) Ein­kom­mens in der Bevöl­ke­rung beträgt. Die Schwel­le lag 2023 für einen Sin­gle bei 1.247 Euro, für ein Paar mit 2 Kin­dern bei 2.620 Euro.3

Blick auf die Län­der

Gleich in neun Bun­des­län­dern ist die Armut 2023 zurück­ge­gan­gen, in den meis­ten davon sogar sehr deut­lich. So nahm die Armuts­quo­te in Meck­len­burg-Vor­pom­mern um 1,5 Pro­zent­punk­te ab, in Thü­rin­gen um 1,1, in Nie­der­sach­sen und Ham­burg um 0,8 und 0,7 Pro­zent­punk­te. Ins­be­son­de­re der rela­tiv star­ke Rück­gang der Armut um 0,9 Pro­zent­punk­te in Nord­rhein-West­fa­len, dem ein­woh­ner­stärks­ten Bun­des­land, fällt posi­tiv ins bun­des­deut­sche Gewicht.  

Dem ste­hen in ande­ren Län­dern aller­dings auch eben­so deut­lich stei­gen­de Quo­ten gegen­über: im Saar­land um 0,7 und in Bran­den­burg um 0,8 Pro­zent­punk­te. Einen ech­ten Aus­rei­ßer stellt Ber­lin dar. War die Armuts­quo­te in der Haupt­stadt von 2021 auf 2022 um sehr auf­fäl­li­ge 2,7 Pro­zent­punk­te – von 21,1 auf 17,4 Pro­zent – zurück­ge­gan­gen, sprang der Wert in 2023 wie­der hoch auf 20 Pro­zent.

Tabel­le 1: Armuts­quo­ten Bund und Län­der 2021 – 2023 in %

Bun­des­land2021*2022*2023**
Baden-Würt­tem­berg 14,1 13,5 13,5
Bay­ern 12,8 12,6 12,8
Ber­lin 20,1 17,4 20,0
Bran­den­burg 14,8 14,2 15,0
Bre­men 28,2 29,1 28,8
Ham­burg 17,5 19,5 18,8
Hes­sen 18,5 17,8 17,3
Meck­len­burg-Vor­pom­mern 18,3 18,8 17,3
Nie­der­sach­sen 18,3 17,9 17,1
Nord­rhein-West­fa­len 19,2 19,7 18,8
Rhein­land-Pfalz 17,0 17,6 17,1
Saar­land 17,6 19,0 19,7
Sach­sen 17,0 16,7 16,9
Sach­sen-Anhalt 19,2 19,2 19,4
Schles­wig-Hol­stein 15,6 16,9 16,7
Thü­rin­gen 19,0 18,4 17,3
Deutsch­land16,916,816,6
*End­ergeb­nis­se Mikro­zen­sus
** Erst­ergeb­nis­se Mikro­zen­sus
Daten­quel­le: Sta­tis­ti­sche Ämter des Bun­des und der Län­der

Ber­lin hat­te 2022 noch im Län­der­ver­gleich noch eine rela­tiv nied­ri­ge Armuts­quo­te, rutsch­te danach aber von einem 6. Platz wie­der auf den vor­letz­ten 15. Platz und liegt damit nur noch vor dem nach wie vor mit einer Armuts­quo­te von 28,2 Pro­zent völ­lig abge­schla­ge­nen Bre­men. Bei Nord­rhein-West­fa­len ist es umge­kehrt: es stieg in die­sem Län­der­ran­kings nach den vor­läu­fi­gen Daten vom vor­letz­ten auf den 11. Rang auf.

Ins­ge­samt zeigt sich Deutsch­land auch nach den Erst­ergeb­nis­sen des Mikro­zen­sus für 2023 wei­ter­hin sehr hete­ro­gen und armuts­po­li­tisch drei­ge­teilt. An der Spit­ze steht der Süden, Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg, mit Quo­ten von „nur“ 12,8 und 13,5 Pro­zent. Auch Bran­den­burg liegt mit einer Quo­te von 15,0 Pro­zent noch deut­lich unter dem Bun­des­wert.

Alle ande­ren Län­der lie­gen dar­über, sechs Län­der sogar mit beträcht­li­chem Abstand. Es sind Ham­burg, Nord­rhein-West­fa­len, Sach­sen-Anhalt, das Saar­land und Ber­lin, die jeweils Quo­ten zwi­schen annä­hernd 19 bis 20 Pro­zent auf­wei­sen. Bre­men ist, wie schon erwähnt, nach wie vor völ­lig abge­hängt vom Rest der Repu­blik.

Tabel­le 2: Armuts­quo­ten 2023 in % / Ran­king der Bun­des­län­der

Posi­ti­onBun­des­landArmuts­quo­te
1Bay­ern 12,8
2Baden-Würt­tem­berg 13,5
3Bran­den­burg 15,0
 øDeutsch­land 16,6
4Schles­wig-Hol­stein 16,7
5Sach­sen 16,9
6Nie­der­sach­sen 17,1
6Rhein­land-Pfalz 17,1
8Hes­sen 17,3
8Meck­len­burg-Vor­pom­mern 17,3
8Thü­rin­gen 17,3
11Ham­burg 18,8
11Nord­rhein-West­fa­len 18,8
13Sach­sen-Anhalt 19,4
14Saar­land 19,7
15Ber­lin 20,0
16Bre­men 28,8
Erst­ergeb­nis­se Mikro­zen­sus 2023
Daten­quel­le: Sta­tis­ti­sche Ämter des Bun­des und der Län­der

Blick auf die Sozio­de­mo­gra­phie 

Noch bemer­kens­wer­ter sind die Erst­ergeb­nis­se zur Sozio­de­mo­gra­phie der Armut. Ins­ge­samt bleibt es zwar dabei, dass Allein­er­zie­hen­de und kin­der­rei­che Fami­li­en neben Erwerbs­lo­sen, Per­so­nen mit nied­ri­gen Bil­dungs­ab­schlüs­sen und ohne deut­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit mit gro­ßem Abstand die Haupt­ri­si­ko­grup­pen sind, doch hat sich Bemer­kens­wer­tes ver­scho­ben. So ist die Armuts­quo­te von Kin­dern und Jugend­li­chen mit 20,7 Pro­zent zwar immer noch skan­da­lös hoch, doch ist sie gegen­über 2022 stark über­pro­por­tio­nal und sehr mar­kant um 1,1 Pro­zent­punk­te zurück­ge­gan­gen.

Dies macht sich noch deut­li­cher beim sta­tis­ti­schen Armuts­ri­si­ko der unter­schied­li­chen Haus­halts­ty­pen bemerk­bar. Die Armuts­quo­te von Kin­dern und Eltern in Allein­er­zie­hen­den­haus­hal­ten fiel 2023 um gleich 2,1 Pro­zent­punk­te von 43,2 auf 41 Pro­zent. Bei Paar­haus­hal­ten mit zwei Kin­dern sank sie von 11,2 auf 10,4 und bei Paar­haus­hal­ten mit drei und mehr Kin­dern, den soge­nann­ten kin­der­rei­chen Fami­li­en, um 2 Pro­zent­punk­te von 32,1 auf 30,1 Pro­zent.

Der Rück­gang der Armut im Jahr 2023 ist somit vor allem ein Rück­gang der Armut von Min­der­jäh­ri­gen. Er wird vor allem von Haus­hal­ten mit Kin­dern und Jugend­li­chen getra­gen. Die Zahl ein­kom­mens­ar­mer Men­schen in die­sen Haus­hal­ten ging um über 200.000 zurück, wäh­rend die in kin­der­lo­sen Haus­hal­ten um rund 100.000 stieg.4 

Dabei ist die Alters­ar­mut vor allem weib­lich.

Bei den Senio­rin­nen und Senio­ren dage­gen stieg die Armuts­quo­te noch ein­mal stark an und erreich­te trau­ri­ge Rekord­mar­ken: So müs­sen mitt­ler­wei­le 18,1 Pro­zent aller über 64-jäh­ri­gen und 18,7 Pro­zent aller Rent­ne­rin­nen und Rent­ner zu den Armen gerech­net wer­den, 2006 waren es gera­de ein­mal etwas über 10 Pro­zent. Seit­dem jedoch nahm die Armut in die­sem Per­so­nen­kreis Jahr für Jahr unge­bro­chen und über­pro­por­tio­nal zu, um heu­te bereits fast das Aus­maß der Kin­der­ar­mut erreicht zu haben.

Dabei ist die Alters­ar­mut vor allem weib­lich. Wäh­rend älte­re Män­ner ab 65 Jah­ren mit einer Quo­te von „nur“ 15,4 Pro­zent sogar ein gerin­ge­res Armuts­ri­si­ko aus­wei­sen als der Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung, liegt die Quo­te bei den älte­ren Frau­en bei weit über­durch­schnitt­li­chen 20,2 Pro­zent.

Tabel­le 3: Armuts­quo­ten in % nach sozio­de­mo­gra­phi­schen Merk­ma­len 2021 – 2023

Anmer­kung zur Armuts­po­li­tik 2023

Wer­fen wir einen Blick auf die öko­no­mi­schen Rah­men­da­ten des Jah­res 2023, so haben wir es mit einem Rück­gang des preis­be­rei­nig­ten Brut­to­in­lands­pro­dukts um 0,3 Pro­zent zu tun, mit einem Anstieg der Arbeits­lo­sen­quo­te von 5,3 auf 5,7 Pro­zent (bei gleich­zei­ti­gem his­to­ri­schen Höchst­stand der Erwerbs­tä­ti­gen­zahl) und mit einer rela­ti­ven Kon­stanz bei der Quo­te der Hartz IV-Bezie­hen­den von 8,3 Pro­zent.

Ein­mal mehr wird deut­lich, was sich auch in den ver­gan­ge­nen Jah­ren regel­mä­ßig zeig­te: Die Armuts­ent­wick­lung ver­läuft los­ge­löst von der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung.5 Es gibt kei­nen ech­ten Zusam­men­hang zwi­schen Wirt­schafts­wachs­tum und Armuts­ent­wick­lung, weder nach oben noch nach unten. Ein Mehr an volks­wirt­schaft­li­chem Reich­tum erreicht in der Regel ärme­re Bevöl­ke­rungs­grup­pen nicht. Ganz im Gegen­teil. Die Armuts­ent­wick­lung ist offen­sicht­lich von ande­ren Fak­to­ren getrie­ben als von Erfol­gen oder Rück­schlä­gen unse­rer Wirt­schaft. Sie scheint deut­lich abhän­gi­ger von ver­tei­lungs­po­li­ti­schen Maß­nah­men bzw. deren Unter­las­sung.

Ein­mal mehr wird deut­lich, was sich auch in den ver­gan­ge­nen Jah­ren regel­mä­ßig zeig­te: Die Armuts­ent­wick­lung ver­läuft los­ge­löst von der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung. Es gibt kei­nen ech­ten Zusam­men­hang zwi­schen Wirt­schafts­wachs­tum und Armuts­ent­wick­lung, weder nach oben noch nach unten.

Aus sol­cher Per­spek­ti­ve sind in 2023 von Bedeu­tung:

  • die Erhö­hung des Kin­der­gel­des von 219 auf 250 Euro
  • die Erhö­hung des Kin­der­zu­schlags von 229 auf 250 Euro
  • die Ein­füh­rung eines Sofort­zu­schla­ges für Kin­der im Bür­ger­geld­be­zug von 20 Euro ab Juli 2020 als Vor­griff auf die Kin­der­grund­si­che­rung
  • ver­bes­ser­te Leis­tun­gen und Aus­wei­tung des Bezie­her­krei­ses beim Wohn­geld
  • die Anhe­bung des BAföG-Höchst­be­tra­ges und der Aus­wei­tung des Krei­ses der Antrags­be­rech­tig­ten ab Win­ter­se­mes­ter 202223
  • die Erhö­hung des gesetz­li­chen Min­dest­loh­nes von 10,45 Euro auf 12 Euro ab Okto­ber 2022

Die Anhe­bung des Regel­sat­zes (für Sin­gles von 449 auf 502 Euro) kann dage­gen ver­nach­läs­sigt wer­den, da sie noch deut­lich unter der sta­tis­ti­schen Armuts­gren­ze ver­blieb.

Hin­zu kam eine Rei­he ein­ma­li­ger Ent­las­tungs­zah­lun­gen zur bes­se­ren Bewäl­ti­gung der zur Jah­res­wen­de 2022/2023 ganz erheb­lich gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se. Es han­delt sich um die „Ener­gie­pau­scha­le“ in Höhe von 300 Euro für Rent­ne­rin­nen und Rent­ner und 200 Euro für Stu­die­ren­de sowie einen Heiz­kos­ten­zu­schuss für Bezie­hen­de von Wohn­geld oder BAföG von 415 bzw. 345 Euro.

Die­se Trans­fers wer­den ins­ge­samt zum Rück­gang der Armuts­quo­te in 2023 bei­getra­gen haben, soll­ten die End­ergeb­nis­se die­sen Rück­gang bestä­ti­gen. Ins­be­son­de­re ist auch ein star­ker Zusam­men­hang zwi­schen der Erhö­hung des gesetz­li­chen Min­dest­loh­nes und dem mar­kan­ten Rück­gang der Armut unter abhän­gi­gen Beschäf­tig­ten zu ver­mu­ten. Doch kön­nen all die Maß­nah­men nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass sie für den ein­kom­mens­ar­men Bevöl­ke­rungs­teil in kei­ner Wei­se bedarfs­de­ckend waren, dass sie eher einem all­ge­mein­po­li­ti­schen Stim­mungs­kri­sen­ma­nage­ment als einer plan­vol­len Armuts­po­li­tik zuzu­ord­nen waren. Die gesam­te Poli­tik der ver­schie­de­nen Ent­las­tungs­pa­ke­te zeig­te eine bemer­kens­wer­te sozia­le Schief­la­ge auf: Den mit rund 13 Mil­li­ar­den Euro zu Buche schla­gen­den ein­ma­li­gen Hil­fen und Ver­bes­se­run­gen beim Kin­der­geld, beim Wohn­geld und beim BAföG stell­te die Ampel-Regie­rung ein Steu­er­ent­las­tungs­pa­ket zum Abbau der soge­nann­ten kal­ten Pro­gres­si­on mit einem Volu­men von rund 18 Mil­li­ar­den Euro zur Sei­te, von denen rund 23, der Steu­er­lo­gik fol­gend, Bes­ser­ver­die­nen­den zugu­te­kam.6

Wie auch schon in 2022 setz­te die Ampel ganz beträcht­li­che Finanz­mit­tel in Bewe­gung, um die Infla­ti­on in den Porte­mon­naies der Bür­ger etwas zu mil­dern, agier­te dabei jedoch mit der sprich­wört­li­chen Gieß­kan­ne, anstatt sich, wie vie­le Öko­no­men for­der­ten, ziel­ge­nau, dafür aber wirk­lich effek­tiv auf tat­säch­lich bedürf­ti­ge Haus­hal­te zu kon­zen­trie­ren.7

Der Rück­gang der Armut ins­ge­samt fällt daher genau­so beschie­den aus wie im Jahr zuvor. Mit einer Quo­te über alle Regio­nen und sozio­de­mo­gra­phi­schen Grup­pen von 16,6 Pro­zent bleibt die Armut in Deutsch­land auf einem sehr hohen Niveau. Nach wie vor ste­hen daher durch­grei­fen­de armuts­po­li­ti­sche Maß­nah­men aus. Dazu gehö­ren eine deut­li­che Anhe­bung der Regel­sät­ze in Hartz IV und der Alters­grund­si­che­rung eben­so wie eine tat­säch­lich Armut ver­hin­dern­de Grund­si­che­rung für Kin­der, deut­li­che Leis­tungs­ver­bes­se­run­gen beim BAföG und die Erhö­hung des gesetz­li­chen Min­dest­loh­nes auf 15 Euro.

Die not­wen­di­ge Bekämp­fung der außer­or­dent­lich schnell und unge­bremst stei­gen­den Alters­ar­mut in Deutsch­land ver­langt eine umfas­sen­de Agen­da zur Reform der Alters­si­che­rung.

Die not­wen­di­ge Bekämp­fung der außer­or­dent­lich schnell und unge­bremst stei­gen­den Alters­ar­mut in Deutsch­land ver­langt eine umfas­sen­de Agen­da zur Reform der Alters­si­che­rung. Die Akti­en­ren­te wird armuts­po­li­tisch über­haupt kei­ne Spu­ren hin­ter­las­sen. Statt­des­sen soll­te die Alters­si­che­rung von der Reform der Ren­ten­ver­si­che­rung u.a. mit dem Ziel der Armuts­ver­mei­dung lang­jäh­rig Ver­si­cher­ter über eine Reform der Alters­grund­si­che­rung bis hin zur Voll­ver­si­che­rung in einem Pfle­ge­sys­tem rei­chen, in dem mitt­ler­wei­le jeder drit­te Bewoh­ner eines Pfle­ge­hei­mes in die Sozi­al­hil­fe fällt, weil die erfor­der­li­chen Eigen­leis­tun­gen von zuneh­mend mehr Men­schen nicht mehr auf­ge­bracht wer­den kön­nen.8 Die Sta­bi­li­sie­rung des Ren­ten­ni­veaus allein wird des Pro­blems nicht Herr wer­den.

Ulrich Schnei­der war lang­jäh­ri­ger Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­ban­des und ist nun als frei­er Autor, Bera­ter und Sozi­al­ex­per­te tätig; er ist Autor des Buchs: Kri­se. Das Ver­sa­gen einer Repu­blik, das 2024 beim West­end Ver­lag erschie­nen ist.

  1. In 2006 betrug die Quo­te noch 14,0 Pro­zent. Seit­dem hat­te die Armut bis zum Höchst­wert von 16,9 Pro­zent in 2021 suk­zes­si­ve um 21 Pro­zent zuge­nom­men. ↩︎
  2. Zu berück­sich­ti­gen ist dabei, dass 2023 die Gesamt­be­völ­ke­rung gegen­über 2022 um ca. 0,3 Mio. Einwohner*innen zuge­nom­men hat. ↩︎
  3. Zur Berech­nungs­wei­se vgl. Medi­an und Armuts­ge­fähr­dungs­schwel­le ab 2020.pdf (statistikportal.de), letz­ter Auf­ruf 08.05.2024 ↩︎
  4. Eige­ne Berech­nun­gen nach Daten des Sta­tis­ti­schen Bund­s­am­tes ↩︎
  5. Vgl. hier­zu die Pari­tä­ti­schen Armuts­be­rich­te der ver­gan­ge­nen Jah­re, zuletzt: Armut in der Infla­ti­on. Pari­tä­ti­scher Armuts­be­richt 2024, Ber­lin 2024, S. 5 Gra­fik 1: Armuts- und Wirt­schafts­ent­wick­lung 2005 bis 2019 und 2020 bis 2022 ↩︎
  6. Vgl. Ulrich Schnei­der: Kri­se – Das Ver­sa­gen einer Repu­blik, Neu-Isen­burg 2024, S. 26ff. ↩︎
  7. Vgl. a.a.O., S. 20ff. ↩︎
  8. Vgl. zur armuts­po­li­ti­schen Agen­da a.a.O., S. 135ff. ↩︎

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