Pres­se­mit­tei­lung von DBfK, vdää* und VdPP vom 29.10.2024 zur Rol­le der Pfle­ge

Pfle­ge­fach­per­so­nen als Schlüs­sel für nach­hal­ti­ge Gesund­heits­re­for­men

DBfK, vdää* und VdPP for­dern stär­ke­re Rol­le der Pfle­ge – auch gegen den Wider­stand der Ärzt*innenschaft

Ber­lin, 29.10.2024. Der Deut­sche Berufs­ver­band für Pfle­ge­be­ru­fe (DBfK), der Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärzt*innen (vdää*) und der Ver­ein demo­kra­ti­scher Phar­ma­zeu­tin­nen und Phar­ma­zeu­ten (VdPP) for­dern, dass die Pfle­ge­be­ru­fe in den geplan­ten Refor­men des Gesund­heits­we­sens eine zen­tra­le Rol­le ein­neh­men. Das Pfle­ge­kom­pe­tenz­ge­setz (PKG) lässt aus ihrer Sicht noch Schrit­te zur Ent­wick­lung die­ser Berufs­bil­der ver­mis­sen.

Die Bun­des­re­gie­rung plant gera­de gro­ße Refor­men für den ambu­lan­ten, den sta­tio­nä­ren und den Not­fall­be­reich. Zusätz­lich soll es mit dem Gesun­des-Herz-Gesetz Neue­run­gen bei der Prä­ven­ti­on geben. All die­se Ver­sor­gungs­be­rei­che sind den drei Ver­bän­den zufol­ge auf neue Berufs­bil­der und die Umver­tei­lung von Auf­ga­ben ange­wie­sen. DBfK, vdää* und VdPP ver­mis­sen aller­dings im Pfle­ge­kom­pe­tenz­ge­setz weit­rei­chen­de­re Wei­chen­stel­lun­gen, um die­sen Anfor­de­run­gen gerecht zu wer­den.

Wenn Pri­mär­ver­sor­gungs­zen­tren, regio­na­le Gesund­heits­zen­tren (Gesund­heits­ver­sor­gungs­stär­kungs­ge­setz), sek­toren­über­grei­fen­de Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen (Kran­ken­haus­ver­sor­gungs­ver­bes­se­rungs­ge­setz) und inte­grier­te Not­fall­zen­tren (Not­fall­re­form) kom­men, müs­se die Ein­füh­rung von struk­tu­rier­ten Patient*innenpfaden von vorn­her­ein zu den vor­dring­lichs­ten Zie­len gehö­ren. Von der Erst­be­gut­ach­tung über Patient*innenlotsen und case manage­ment bis hin zur auf­su­chen­den Behand­lung im länd­li­chen Raum müss­ten Pfle­ge­fach­per­so­nen eine maß­geb­li­che und ver­ant­wor­tungs­vol­le Rol­le im künf­ti­gen Beruf­e­mix über­neh­men kön­nen.

„Ange­sichts der Her­aus­for­de­run­gen im Gesund­heits­we­sen muss das PKG Auf­ga­ben­ver­la­ge­run­gen hin zu qua­li­fi­zier­ten Pfle­ge­fach­per­so­nen ermög­li­chen, damit sie in neu­en Ver­sor­gungs­struk­tu­ren – wie Pri­mär­ver­sor­gungs­zen­tren und sek­toren­über­grei­fen­den Ein­rich­tun­gen – eigen­stän­dig und patient*innenzentriert tätig wer­den kön­nen. Die­ser grö­ße­re Wurf ist im Ent­wurf zum PKG noch nicht ent­hal­ten“, betont Dr. Ber­na­dette Klap­per, Bun­des­ge­schäfts­füh­re­rin des DBfK. Das bis­he­ri­ge Fest­hal­ten am Arzt­vor­be­halt blo­ckie­re eine wir­kungs­vol­le Neu­ord­nung der Ver­sor­gungs­pro­zes­se.

Der Refe­ren­ten­ent­wurf sieht zwar vor, dass Pfle­ge­fach­per­so­nen erwei­ter­te Kom­pe­ten­zen in der Ver­sor­gung von Dia­be­tes, Demenz und chro­ni­schen Wun­den über­neh­men kön­nen, lässt aber wei­ter­hin Vertragsärzt:innen über deren Ein­satz ent­schei­den. Dabei brau­che es gera­de in der ambu­lan­ten Ver­sor­gung drin­gend eine effi­zi­en­te­re Nut­zung der per­so­nel­len Res­sour­cen und Kom­pe­ten­zen. Pri­mär­ver­sor­gung durch Com­mu­ni­ty Health Nur­ses (CHN) könn­te Ver­sor­gungs­lü­cken schlie­ßen, Prä­ven­ti­on stär­ken, Pfle­ge­struk­tu­ren bes­ser orga­ni­sie­ren und so lang­fris­tig die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit ver­rin­gern, Lebens­qua­li­tät erhal­ten sowie die Sozi­al­ver­si­che­rungs­kos­ten sen­ken.

Micha­el Jan­ßen, Vor­stands­mit­glied des vdää*, ergänzt: „Es ist para­dox, dass die Ärzt*innenschaft sich über Über­las­tung beschwert, aber gleich­zei­tig die Kom­pe­tenz­über­tra­gung auf ande­re Berufs­grup­pen hemmt. Die Stär­kung der Pfle­ge­be­ru­fe muss not­falls auch gegen den Wider­stand der orga­ni­sier­ten Ärzt*innenschaft durch­ge­setzt wer­den.“

Dr. Udo Pute­an­us vom VdPP weist zudem auf die Bedeu­tung der Arz­nei­mit­tel­the­ra­pie­si­cher­heit (AMTS) hin, ins­be­son­de­re bei älte­ren, mul­ti­mor­bi­den Patient*innen: „Hier ist eine enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen Pfle­ge­fach­per­so­nen, Ärzt*innen und Apotheker*innen unver­zicht­bar. Wir benö­ti­gen fes­te AMTS-Struk­tu­ren und inter­pro­fes­sio­nel­le Teams, um Risi­ken zu mini­mie­ren und die Qua­li­tät der Ver­sor­gung zu sichern.“

DBfK, vdää* und VdPP sind sich einig: Ohne eine deut­li­che Kom­pe­tenz­er­wei­te­rung für Pfle­ge­be­ru­fe bleibt nicht nur das Pfle­ge­kom­pe­tenz­ge­setz hin­ter den Erfor­der­nis­sen einer zukunfts­fä­hi­gen Gesund­heits­ver­sor­gung zurück, son­dern es wird auch ver­säumt, die Basis für die wei­te­ren Refor­men zu schaf­fen.



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