Pres­se­mit­tei­lung vom 5.4.: GVSG

Inkon­se­quent

Pres­se­mit­tei­lung des vdää* zum Refe­ren­ten­ent­wurf eines
Geset­zes zur Stär­kung der Gesund­heits­ver­sor­gung in der Kom­mu­ne
(Gesund­heits­ver­sor­gungs­stär­kungs­ge­setz – GVSG)

Der Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärzt*innen schließt sich der Ein­schät­zung des Poli­kli­nik-Syn­di­kats vom 3.4.2024 an, den Ansatz des GVSG zu begrü­ßen, da es die Pri­mär­ver­sor­gung ver­bes­sern soll. Eine Stär­kung der Gesund­heits­ver­sor­gung in den Kom­mu­nen ist drin­gend erfor­der­lich. Dafür muss aber auch die Kom­pe­tenz der Kom­mu­nen gestärkt wer­den.
Ein bedarfs­ori­en­tiert geplan­tes Pri­mär­ver­sor­gungs­sys­tem mit non-pro­fit-Pri­mär­ver­sor­gungs­zen­tren und ange­stell­ten Gesund­heits­pro­fes­sio­nel­len, die auf Augen­hö­he koope­rie­ren, wäre für die Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung sinn­voll. Eine sol­che kon­se­quen­te Neu­aus­rich­tung der Pri­mär­ver­sor­gung wird aber mit dem Geset­zes­vor­schlag von Pri­mär­ver­sor­gungs­zen­tren (PVZ, SGB V § 73a) und Gesund­heits­ki­os­ken (SGB V § 65g) nicht ent­ste­hen. Es ist nicht kon­se­quent genug, immer noch zu sehr fokus­siert auf Ärzt*innen statt berufs­grup­pen­über­grei­fen­de Ver­sor­gung zu för­dern und berück­sich­tigt zu wenig die vul­ner­ablen Bevöl­ke­rungs­grup­pen.
Die neu­en PVZ benö­ti­gen als Grün­dungs­vor­aus­set­zun­gen min­des­tens drei Haus­ärzt­li­che Ver­sor­gungs­auf­trä­ge. Schon die­se Bedin­gung wird gera­de in den pri­mär­me­di­zi­nisch unter­ver­sorg­ten länd­li­chen Gebie­ten nicht erfüll­bar sein. Dar­über hin­aus ist es gera­de­zu absurd, eine neue, im EBM abre­chen­ba­re haus­ärzt­li­che Leis­tung ein­zu­füh­ren, die aus­drück­lich nicht von Ärzt:innen (berufs­grup­pen­über­grei­fen­den, koor­di­nier­ten, koope­ra­ti­ven und ver­sor­gungs­steu­ern­den Ver­sor­gung­ele­men­ten, Refe­ren­ten­ent­wurf BMG) aus­ge­führt wer­den soll. „Das Struk­tur­pro­blem der ärzt­li­chen Nie­der­las­sung in pri­vat­wirt­schaft­li­chen Pra­xen und MVZ wird wie­der nicht ange­gan­gen, so dass wie­der ein­mal eine sinn­vol­le Idee an der zu erwar­ten­den Rosi­nen­pi­cke­rei schei­tern wird“ so Micha­el Jan­ßen vom Vor­stand des vdää*. Die im Gesetz­ent­wurf vor­ge­se­he­ne ver­pflich­ten­de Zusam­men­ar­beit der PVZ mit exis­tie­ren­den Gesund­heits­ki­os­ken ist eben­falls an sich rich­tig. Es fragt sich jedoch „war­um dann nicht alle Behandlungs‑, Bera­tungs- und Koor­di­na­ti­ons­an­ge­bo­te aus einer Hand und unter einem Dach in aus­schließ­li­cher kom­mu­na­ler oder gemein­nüt­zi­ger Trä­ger­schaft mög­lich wer­den“ so Jan­ßen wei­ter.
Die geplan­ten Gesund­heits­ki­os­ke sol­len Leis­tun­gen anbie­ten, die im Wesent­li­chen Bera­tung und Koor­di­na­ti­on umfas­sen und von Pfle­ge­fach­kräf­ten geführt wer­den sol­len – finan­ziert zu 80 % von GKV und PKV, zu 20 % von der Kom­mu­ne. Gera­de struk­tur- und finanz­schwa­che Kom­mu­nen wer­den von ihrem Initia­tiv­recht – wel­ches grund­sätz­lich zu begrü­ßen ist – zu wenig Gebrauch machen. Dar­über hin­aus fehlt – für beson­ders vul­nerable Grup­pen wich­tig – auf­su­chen­de Gesund­heits­ar­beit im Stadt­teil. „Ein­rich­tun­gen, die nicht medi­zi­nisch unter­su­chen und behan­deln dür­fen sowie nur inner­halb ihrer vier Wän­de Ange­bo­te machen, wer­den dem Anspruch, Ver­sor­gungs­ge­rech­tig­keit zu ver­bes­sern, nicht gerecht“ so Nad­ja Rako­witz.

Dr. Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin



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