Pres­se­mit­tei­lung vom 06.07.2024 zu Kli­ma­wan­del und Gesund­heit

Für eine radi­ka­le sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on

vdää* ver­öf­fent­licht pro­gram­ma­ti­schen Text zu Kli­ma­wan­del und Gesund­heit

Der Vor­stand des vdää* hat im Mai nach umfang­rei­chen Dis­kus­sio­nen in der Mit­glied­schaft eine Ergän­zung sei­ner pro­gram­ma­ti­schen Grund­la­gen um ein Kapi­tel zu „Kli­ma, Umwelt und Gesund­heit“ beschlos­sen. Die­se Vor­schlä­ge wol­len wir kri­tisch mit ande­ren gesund­heits- und kli­ma­po­li­tisch akti­ven Orga­ni­sa­tio­nen, Initia­ti­ven und Ein­zel­per­so­nen zu dis­ku­tie­ren.

Der vdää* betont die gesell­schaft­li­chen Ursa­chen der Kli­ma- und Umwelt­kri­se und benennt als sol­che kon­kret die kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se, mit dem die­ser inne­woh­nen­den Wachs­tums­zwang und feh­len­den grund­sätz­li­chen demo­kra­ti­schen Mög­lich­kei­ten der öko­no­mi­schen Pla­nung. Auch im Gesund­heits­we­sen wird ein Kon­flikt zwi­schen öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Ver­än­de­rungs­po­ten­tia­len und den Vor­ga­ben eines öko­no­mi­sier­ten und zuneh­mend pri­va­ti­sier­ten Gesund­heits­sys­tems dar­ge­stellt, weil kurz­fris­ti­ge betriebs­wirt­schaft­li­che Kos­ten­re­duk­ti­on und Pro­fit­ma­xi­mie­rung zen­tra­le Prin­zi­pi­en dar­stel­len.

Es wer­den die sowohl zwi­schen als auch inner­halb der ver­schie­de­nen Staa­ten ungleich ver­teil­ten gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen der Kli­ma- und Umwelt­kri­se dis­ku­tiert. In der Kon­se­quenz plä­diert der vdää* für eine grund­le­gen­de sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on. Die damit zusam­men­hän­gen­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen müs­sen end­lich geführt wer­den. Zu dem Schluss eines nöti­gen grund­le­gen­den Wan­dels kom­men inzwi­schen gro­ße Tei­le der Bevöl­ke­rung und der Wis­sen­schaft sowie sozia­le Bewe­gun­gen und poli­ti­sche Par­tei­en. Der vdää* betei­ligt sich mit dem neu ver­ab­schie­de­ten pro­gram­ma­ti­schen Text an der Debat­te dar­über, in wel­che Rich­tung und wie die­ser Wan­del von­stat­ten gehen soll. Es wird ins­be­son­de­re dar­auf ein­ge­gan­gen, wel­che Rol­le im Spe­zi­el­len das Gesund­heits­we­sen bei einer sol­chen Trans­for­ma­ti­on spie­len könn­te und wel­che Ver­än­de­run­gen kon­kret nötig sind.

Zur Begren­zung der Kli­ma- und Umwelt­zer­stö­rung ist eine radi­ka­le sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on nötig. Um einen nach­hal­ti­gen und umfas­sen­den öko­lo­gi­schen Umbau des Gesund­heits­we­sens zu ermög­li­chen, bedarf es sowohl einer Über­win­dung der Öko­no­mi­sie­rung, als auch soli­da­ri­scher, bedarfs­ge­rech­ter Finan­zie­rung und demo­kra­ti­scher Pla­nung.“

 „Oft ste­hen öko­lo­gisch nach­hal­ti­ge Ver­än­de­rungs­po­ten­tia­le im Kon­flikt mit den Vor­ga­ben eines öko­no­mi­sier­ten und zuneh­mend pri­va­ti­sier­ten Gesund­heits­sys­tems, in dem kurz­fris­ti­ge betriebs-wirt­schaft­li­che Kos­ten­re­duk­ti­on und Pro­fit­ma­xi­mie­rung zen­tra­le Prin­zi­pi­en dar­stel­len. Dies führt zu Über- Unter- und Fehl­ver­sor­gung, sowie unnö­ti­gem Res­sour­cen­ver­brauch. Auch aus öko­lo­gi­schen Grün­den sind die­se Rah­men­be­din­gun­gen zu kri­ti­sie­ren und zu ver­än­dern.“

„Der vdää* und sei­ne Mit­glie­der betei­li­gen sich dar­an, die poli­ti­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Vor­aus­set­zun­gen auf­zu­bau­en, die eine Abkehr von der kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­wei­se in den Bereich des Mög­li­chen rücken zuguns­ten gesell­schaft­li­cher Ver­hält­nis­se, die öko­lo­gisch nach-hal­ti­ges und auf mensch­li­che Bedürf­nis­se aus­ge­rich­te­tes Wirt­schaf­ten orga­ni­sie­ren kön­nen.“

Das Kapi­tel schließt mit die­sen kon­kre­ten For­de­run­gen und Zie­len:

  1. Gemein­wohl­ori­en­tier­te, bedarfs­ge­rech­te und demo­kra­tisch geplan­te Gesund­heits­ver­sor­gung statt Pro­fit­ori­en­tie­rung, Über- und Fehl­ver­sor­gung
  2. Prä­ven­ti­ve, sozia­le und spre­chen­de Medi­zin unter Ein­be­zie­hung der sozia­len Deter­mi­nie­rung von Gesund­heit aus­bau­en, um den Bedarf an meist res­sour­cen­in­ten­si­ve­ren, tech­ni­sier­ten und phar­ma­ko­lo­gi­schen Inter­ven­tio­nen zu sen­ken
  3. Reduk­ti­on kli­ma- und umwelt­schäd­li­cher Phar­ma­ka und Medi­zin­pro­duk­te ohne Ein­schrän­kung der Ver­sor­gungs­qua­li­tät, sowie wei­te­re For­schung zum res­sour­cen­spa­ren-den und kli­ma­neu­tra­len Umbau des Gesund­heits­we­sens, der Medi­zin­pro­duk­te- und Phar­ma­in­dus­trie
  4. Ärzt*innen, ärzt­li­che Kör­per­schaf­ten und Gewerk­schaf­ten sol­len sich für eine radi­ka­le sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on ein­set­zen und dazu auch mit poli­ti­schen und wis­sen­schaft­li­chen Akteu­ren außer­halb des Gesund­heits­we­sens koope­rie­ren
  5. Arbeits­zeit­re­duk­ti­on und kli­ma­an­ge­pass­te Arbeits­be­din­gun­gen, um Gesund­heits­schä­den zu redu­zie­ren
  6. Gesetz­ge­be­ri­sche Inter­ven­tio­nen und öffent­li­che Inves­ti­tio­nen, die allen Men­schen unein­ge­schränk­ten Zugang zu not­wen­di­gen Res­sour­cen sowie gesun­den Lebens­be­din­gun­gen sichern, Ver­mö­gens- und Ein­kom­mens­un­gleich­heit ver­rin­gern und dafür sor­gen, dass die für die Kli­ma­kri­se haupt­ver­ant­wort­li­chen Akteu­re die Kos­ten der Trans-for­ma­ti­on tra­gen
  7. Glo­ba­le Abrüs­tung und diplo­ma­ti­sche statt mili­tä­ri­sche Kon­flikt­lö­sung

Dr. Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin



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