GbP 423 Edi­to­ri­al

Ausgabe 4/2023 zu Kritische Medizin

Lie­be Leser*innen,

das letz­te Heft des Jah­res 2023 wid­met sich mit Berich­ten über das sehr erfolg­rei­che und gut besuch­te Gesund­heits­po­li­ti­sche Forum, das am ers­ten Novem­ber­wo­chen­en­de in Mar­burg statt­fand, noch ein­mal aus­führ­lich der theo­re­ti­schen und prak­ti­schen Ent­wick­lung kri­ti­scher Medi­zin in den letz­ten 50 Jah­ren. Auf der Tagung wur­de erneut die Viel­fäl­tig­keit die­ses Pro­zes­ses, wie er auch im ein­lei­ten­den Bei­trag nach­ge­zeich­net wird, deut­lich. Die aktu­el­le Viel­falt der Bewe­gun­gen in der behan­del­ten The­men­aus­wahl und den Pra­xis­an­sät­zen wird in die­sem Heft abge­bil­det. Die kri­ti­sche Medi­zin wird selbst­ver­ständ­lich dar­über hin­aus auch zukünf­tig ein zen­tra­les The­ma für Gesund­heit braucht Poli­tik blei­ben. Die gestal­te­risch ein­ge­füg­ten Zita­te stam­men aus der schrift­li­chen Eva­lua­ti­on, wei­ter­hin haben wir Kurz­in­ter­views mit Teilnehmer*innen durch­ge­führt.

Die im Anschluss an das Gesund­heits­po­li­ti­sche Forum statt­fin­den­de Jah­res­haupt­ver­samm­lung des vdää* hat sich auch mit der wei­te­ren Ent­wick­lung unse­rer Zeit­schrift beschäf­tigt. Sie soll brei­ter auf­ge­stellt wer­den und zukünf­tig stär­ker als bis­her über den vdää* hin­aus­wir­ken. Ab Janu­ar 2024 wird daher die Zeit­schrift zusam­men mit dem Ver­ein Soli­da­ri­sches Gesund­heits­we­sen e.V. her­aus­ge­ge­ben. Wir erhof­fen uns davon auf Dau­er eine wei­te­re Ver­brei­tung der GbP.
Auf einem Online-Tref­fen Anfang Dezem­ber setz­te sich die Redak­ti­on der GbP eben­falls aus­führ­lich mit der Wei­ter­ent­wick­lung der Zeit­schrift aus­ein­an­der. Hier wur­den die Abläu­fe der Hef­tent­ste­hung kri­tisch über­prüft und Ver­bes­se­run­gen ange­gan­gen. Dies beinhal­tet ins­be­son­de­re einen län­ge­ren Vor­lauf für die Pla­nung der the­ma­ti­schen Schwer­punk­te. Auch wur­den wei­te­re Wer­be­maß­nah­men bespro­chen. Wir wer­den dies­be­züg­lich auch ande­re Redak­tio­nen lin­ker Zeit­schrif­ten nach ihren Erfah­run­gen befra­gen. Das Lay­out soll suk­zes­si­ve wei­ter umge­stal­tet wer­den und die Zeit­schrift damit optisch kon­ti­nu­ier­lich attrak­ti­ver wer­den. Eini­ge Ände­run­gen sind ja bereits in den letz­ten
Aus­ga­ben umge­setzt wor­den. Das Wich­tigs­te aller­dings ist die per­so­nel­le Stär­kung der Redak­ti­on (sie­he ein­lie­gen­den Fly­er). Bei der Redak­ti­ons­ar­beit sind ganz unter­schied­li­che Inter­es­sen und Fähig­kei­ten gefragt, die in einem grö­ße­ren Team bes­ser abge­ru­fen wer­den kön­nen. Auch wol­len wir hier unter­schied­li­che Erfah­rungs­hin­ter­grün­de unse­rer Mit­glie­der zusam­men­füh­ren und inhalt­lich zur Gel­tung brin­gen. Ganz wesent­lich ist uns aber auch euer Feed­back. Tref­fen wir the­ma­tisch, inhalt­lich und gestal­te­risch Eure Wün­sche? Schreibt uns ger­ne an.
Das zu Ende gehen­de Jahr 2023 war inter­na­tio­nal geprägt durch eine Aus­brei­tung und Ver­ste­ti­gung mili­tä­ri­scher Kon­flik­te. Dies geht ein­her mit einer Mili­ta­ri­sie­rung
der Gesell­schaft, die auch zuneh­mend das Gesund­heits­we­sen erfasst. Die Finan­zie­rung der Hoch­rüs­tung wird dau­er­haft nur durch Ein­schnit­te im Bil­dungs- und Gesund­heits­we­sen sowie dem Sozi­al­be­reich finan­ziert wer­den kön­nen.
Die drin­gend benö­tig­ten Mit­tel, um der Kli­ma­kri­se zu begeg­nen, wer­den jetzt eher dazu genutzt wer­den, die­se zu ver­schär­fen – nicht zuletzt wegen der sich ver­schär­fen­den Krie­ge und der damit ein­her­ge­hen­den Hoch­rüs­tung. Das The­ma Krieg und Gesund­heits­we­sen wird Schwer­punkt­the­ma einer Aus­ga­be sein.
Auf dem gesund­heits­po­li­ti­schen Forum wur­de auch deut­lich, dass immer mehr neue Beru­fe im Bereich der Dia­gnos­tik, The­ra­pie und Pfle­ge oder auch auf dem bis­her voll­stän­dig ver­nach­läs­sig­ten Gebiet Public Health ent­ste­hen. Wir wol­len in einer der nächs­ten Aus­ga­ben von GbP die Aus­bil­dungs­we­ge und Berufs­fel­der neu­er Medi­zin­be­ru­fe dar­stel­len und mög­li­che Koope­ra­ti­ons­for­men und ggf. Abgren­zun­gen gegen­ein­an­der auf­zei­gen. Auch wird zu beleuch­ten sein, wel­che neu­en Arbeits­fel­der im Sin­ne
der umfas­sen­den Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung sinn­voll sind und wel­che ledig­lich dazu die­nen, Kos­ten, mög­li­cher­wei­se zu Las­ten der Ver­sor­gungs­qua­li­tät, zu mini­mie­ren.
Das The­ma neue (aka­de­mi­sche) Heil­be­ru­fe wird auch in einer wei­te­ren Aus­ga­be eine Rol­le spie­len, die sich mit der ambu­lan­ten Ver­sor­gung beschäf­ti­gen wird. Offen­sicht­lich steht das ambu­lan­te Gesund­heits­we­sen vor grund­le­gen­den Ver­än­de­run­gen. Fach­kräf­te­man­gel, knap­pe Res­sour­cen und unge­eig­ne­te Ver­sor­gungs­struk­tu­ren zwin­gen dazu, neue Wege zu gehen, um bei einer älter wer­den­den
Bevöl­ke­rung sowie einem Anstieg der Grup­pen mit mul­ti­mo­da­len Bedar­fen eine qua­li­fi­zier­te gesund­heit­li­che Ver­sor­gung auf­recht zu erhal­ten. Es gibt zahl­rei­che neue Model­le der Pri­mär­ver­sor­gung. Wie sind die­se zu bewer­ten?
Ande­rer­seits drän­gen Kapi­tal­an­le­ger in den ambu­lan­ten Gesund­heits­markt. Auch soll ein Teil der bis­her im Kran­ken­haus erbrach­ten Leis­tun­gen »ambu­lan­ti­siert« wer­den.
Wel­che Rol­le sol­len Krank­häu­ser über­haupt bei der ambu­lan­ten Ver­sor­gung spie­len? Dies sind eini­ge The­men, die wir in die­sem Heft ange­hen wol­len.
Das uns alle beun­ru­hi­gen­de The­ma der poli­ti­schen Rechts­ent­wick­lung in Deutsch­land wer­den wir ins­be­son­de­re im Hin­blick auf sei­ne Fol­gen für das Gesund­heits­we­sen bear­bei­ten. Wei­ter­hin gibt es Über­le­gun­gen ein Son­der­heft zu gestal­ten, dass die Struk­tu­ren des Gesund­heits­we­sens erklärt.
Bei der Eva­lua­ti­on des Gesund­heits­po­li­ti­schen Forums wur­den noch zahl­rei­che ande­re The­men genannt, die wir in der Zeit­schrift behan­deln soll­ten (Phar­ma­in­dus­trie, Ras­sis­mus im Gesund­heits­we­sen, KI im Gesund­heits­we­sen, Stig­ma­ti­sie­rung von psy­chi­schen Erkran­kun­gen, Psych­ia­trie­kri­tik, Sprach­mitt­lung in der Medi­zin, Gen­der­me­di­zin u. v.m.). Wir wer­den dar­auf in der ein oder ande­ren Form zurück­kom­men und ver­wei­sen an die­ser Stel­le auch ger­ne auf die vie­len online frei zugäng­li­chen Arti­kel ver­gan­ge­ner Hef­te.

Wir wün­schen Ihnen/Euch viel Spaß beim Lesen und uns allen ein fried­li­che­res neu­es Jahr
Bern­hard Win­ter



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