Pres­se­mit­tei­lung vom 12.4.2024: Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs!

Legal, ein­fach, fair: Für eine Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs in Deutsch­land!

Pres­se­mit­tei­lung zum Kam­pa­gnen­start des Bünd­nis für Sexu­el­le Selbst­be­stim­mung

Am 15.4.2024 wird der Abschluss­be­richt der Sach­ver­stän­di­gen­kom­mis­si­on zur Regu­lie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs außer­halb des Straf­ge­setz­buchs erwar­tet. Der vdää* begrüßt sehr, dass die Bun­des­re­gie­rung mit­hil­fe der von ihr ein­ge­setz­ten Sach­ver­stän­di­gen­kom­mis­si­on nach Wegen sucht, den Schwan­ger­schafts­ab­bruch außer­halb des Straf­ge­setz­buchs zu regeln. Nach­dem die Bera­tun­gen der Kom­mis­si­on nun­mehr abge­schlos­sen sind, betont der vdää* erneut: Die Ent­schei­dung über Fort­set­zung oder Been­di­gung einer unge­plan­ten und uner­wünsch­ten Schwan­ger­schaft ist eine weit­rei­chen­de Lebens­ent­schei­dung jeder ein­zel­nen betrof­fe­nen Schwan­ge­ren, die unter kom­pe­ten­ter und ergeb­nis­of­fe­ner Bera­tung mit sozia­len Hilfs­an­ge­bo­ten, jedoch ohne Trau­ma­ti­sie­rung durch straf­recht­li­chen Druck, Zwang und Kri­mi­na­li­sie­rung erfol­gen soll­te. Des­halb begrü­ßen wir die bereits im Vor­hin­ein bekannt gewor­de­nen Emp­feh­lung der Kom­mis­si­on, den Schwan­ger­schafts­ab­bruch zumin­dest in den ers­ten 12 Wochen zu ent­kri­mi­na­li­sie­ren (1). Für die Zeit zwi­schen 12.SSW und dem Errei­chen der eigen­stän­di­gen Lebens­fä­hig­keit des Fötus gibt die Kom­mis­si­on kei­ne kla­re Emp­feh­lung ab. Hier for­dern wir die Bun­des­re­gie­rung auf, den Gestal­tungs­spiel­raum zu nut­zen, um eine weit­ge­hen­de Ent­kri­mi­na­li­sie­rung umzu­set­zen.

Vor­aus­ge­schickt sei, dass es immer und über­all zu unge­woll­ten Schwan­ger­schaf­ten kommt, und dass deren Zahl durch Straf­an­dro­hung nicht gerin­ger wird. Unge­woll­te Schwan­ger­schaf­ten las­sen sich zum Groß­teil durch siche­re Ver­hü­tung ver­hin­dern. Des­halb for­dern wir in Über­ein­stim­mung mit den aktu­el­len State­ments der UN-Frau­en­rechts­kon­ven­ti­on (CEDAW), dass allen in Deutsch­land leben­den Men­schen, unab­hän­gig von Alter, Geschlecht, sozia­lem und Auf­ent­halts­sta­tus moder­ne und kos­ten­lo­se Kon­tra­zep­ti­va zur Ver­fü­gung gestellt wer­den.

Wir for­dern, dass jede schwan­ge­re Per­son, die den Abbruch der bestehen­den Schwan­ger­schaft erwägt, Zugang zu kos­ten­lo­ser wohn­ort­na­her, pro­fes­sio­nel­ler Schwan­ger­schafts­kon­flikt­be­ra­tung ohne Zwang und War­te­pflicht erhält, und dass – soll­te sie sich für den Abbruch der Schwan­ger­schaft ent­schei­den – die­ser von gut aus­ge­bil­de­ten Ärzt*innen und Heb­am­men nach moder­nen Stan­dards (unter Ein­schluss nicht-ope­ra­ti­ver Mög­lich­kei­ten) wohn­ort­nah aus­ge­führt wird.

Dazu sind zumin­dest in allen Kran­ken­häu­sern unter öffent­li­cher Trä­ger­schaft mit gynä­ko­lo­gisch-geburts­hilf­li­chen Abtei­lun­gen min­des­tens zwei Per­so­nen vor­zu­hal­ten, die bereit und in der Lage sind, Schwan­ger­schafts­ab­brü­che durch­zu­füh­ren.

Wir for­dern wei­ter­hin, dass sämt­li­che Aspek­te des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs ein­schließ­lich einer kom­pe­ten­ten und sen­si­blen Bera­tung und Gesprächs­füh­rung Gegen­stand der ärzt­li­chen Aus- und Wei­ter­bil­dung sowie der Aus­bil­dung der Heb­am­men wer­den; dazu sind ver­bind­li­che Stan­dards und Leit­li­ni­en zu ent­wi­ckeln und in den jewei­li­gen Aus­bil­dungs­ka­ta­lo­gen zu ver­an­kern.

Die aktu­el­le Initia­ti­ve der Bun­des­re­gie­rung stellt eine his­to­ri­sche Chan­ce dar, end­lich den Para­gra­fen 218 abzu­schaf­fen, der einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch im Straf­recht ver­an­kert. Die­se Chan­ce gilt es nun unbe­dingt zu nut­zen. Wir for­dern des­halb die Bun­des­re­gie­rung auf, die not­wen­di­gen Geset­zes­än­de­run­gen noch in die­ser Wahl­pe­ri­ode zu kon­zi­pie­ren und beschlie­ßen zu las­sen. In die­sem Sin­ne schlie­ßen wir uns der Kam­pa­gne für eine Neu­re­ge­lung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs des Bünd­nis­ses für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung an (2).

Nad­ja Rako­witz, Pres­se­re­fe­ren­tin

(1): https://www.spiegel.de/politik/deutschland/paragraph-218-ampelkommission-empfiehlt-legalisierung-von-schwangerschaftsabbruechen-a-77bc8e36-b02c-4ae5-980b-a11c6fc82d42

(2): https://www.sexuelle-selbstbestimmung.de/18937/macht-mit-kampagne-kommission-weg-mit-%c2%a7218-2024/


Wei­te­re Pres­se­mit­tei­lun­gen und Mate­ria­li­en zum The­ma Repro­duk­ti­ve Gesund­heit fin­det ihr hier



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