Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs

Für die Umset­zung der in der UN-Frau­en­rechts­kon­ven­ti­on ver­brief­ten inter­na­tio­na­len Men­schen­rech­te in Deutsch­land rich­tet der Aus­schuss detail­lier­te Emp­feh­lun­gen an die Bun­des­re­gie­rung. Die Regie­rung sol­le sicher­stel­len, dass Frau­en Zugang zu einem siche­ren Schwan­ger­schafts­ab­bruch haben, im Ein­klang mit den Richt­li­ni­en der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on, die die voll­stän­di­ge Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs emp­fiehlt, ohne eine obli­ga­to­ri­sche Bera­tung und War­te­zeit. Siche­re und lega­le Schwan­ger­schafts­ab­brü­che sol­len von der Kran­ken­ver­si­che­rung bezahlt wer­den.

Die Regie­rung sol­le eine Stu­die durch­füh­ren zu den Grün­den, aus denen Frau­en einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch im Aus­land durch­füh­ren, mit dem Ziel, den Bedürf­nis­sen die­ser Frau­en gerecht zu wer­den. Es sei sicher­zu­stel­len, dass eine aus­rei­chen­de Anzahl ange­mes­sen aus­ge­bil­de­ter medi­zi­ni­scher Fach­kräf­te zur Durch­füh­rung von Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen zur Ver­fü­gung ste­he, regio­na­le Unter­schie­de in die­ser Hin­sicht ver­rin­gert wür­den und die für nicht-chir­ur­gi­sche Schwan­ger­schafts­ab­brü­che benö­tig­ten Medi­ka­men­te ver­füg­bar sei­en. Moder­ne Ver­hü­tungs­mit­tel sol­len für alle Frau­en und Mäd­chen im gebär­fä­hi­gen Alter zugäng­lich sein, gege­be­nen­falls kos­ten­los, ins­be­son­de­re für Frau­en und Mäd­chen ohne die Mög­lich­keit, die­se selbst zu zah­len.

Zur Begut­ach­tung der Lage der Frau­en­rech­te in Deutsch­land lagen dem Aus­schuss neben dem Bericht der Bun­des­re­gie­rung Berich­te aus der Zivil­ge­sell­schaft mit ergän­zen­den Infor­ma­tio­nen vor – so auch der Bericht der Ger­man Alli­ance for Choice zur Situa­ti­on der sexu­el­len und repro­duk­ti­ven Gesund­heit und Rech­te in Deutsch­land von Febru­ar 2020, der von 66 deut­schen Ver­bän­den und Insti­tu­tio­nen mit­ge­zeich­net wur­de, und die Aktua­li­sie­rung die­ses Berichts von April 2023.

Die Emp­feh­lun­gen von inter­na­tio­na­len Men­schen­rechts­gre­mi­en wie dem UN-Frau­en­rechts­aus­schus­ses haben eine wesent­li­che Rol­le in den Geset­zes­re­form­pro­zes­sen zur repro­duk­ti­ven Gesund­heit und Selbst­be­stim­mung in ande­ren Län­der gespielt und müs­sen dies nun auch in Deutsch­land tun. Die Ger­man Alli­ance for Choice heißt die Emp­feh­lun­gen des UN-Frau­en­rechts­aus­schus­ses will­kom­men und for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, die­se in Zusam­men­ar­beit mit den Regie­run­gen der Bun­des­län­der und ande­ren rele­van­ten Akteur*innen unver­züg­lich und all­um­fäng­lich umset­zen. Ins­be­son­de­re eine Neu­re­ge­lung des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs, die sexu­el­ler und repro­duk­ti­ver Gesund­heit und Rech­ten end­lich Rech­nung trägt, ist unab­ding­lich.

Hin­ter­grund

Deutsch­land hat das „Über­ein­kom­men zur Besei­ti­gung jeder Form von Dis­kri­mi­nie­rung der Frau“, (UN-Frau­en­rechts­kon­ven­ti­on, CEDAW) genannt, unter­zeich­net und rati­fi­ziert. CEDAW ist am 09.08.1985 in Deutsch­land in Kraft getre­ten. Seit­her ist die Bun­des­re­gie­rung in der Pflicht, die Vor­ga­ben des Über­ein­kom­mens ohne Ver­zö­ge­rung und effek­tiv im gesam­ten Bun­des­ge­biet umzu­set­zen. Über ein Moni­to­ring- und Staa­ten­be­richts­ver­fah­ren muss die Bun­des­re­gie­rung, wie alle Ver­trags­staa­ten, den zustän­di­gen UN-Fach­aus­schüs­sen in regel­mä­ßi­gen Abstän­den Bericht über den Stand der Umset­zung der von Deutsch­land rati­fi­zier­ten UN-Men­schen­rechts­ab­kom­men erstat­ten. Im Fall der Frau­en­rechts­kon­ven­ti­on ist dies der CEDAW-Aus­schuss, zustän­dig für das Moni­to­ring der Umset­zung von CEDAW in Deutsch­land und für den ent­spre­chen­den Dia­log mit der Bun­des­re­gie­rung. Die Berich­te der Bun­des­re­gie­rung wer­den im CEDAW-Aus­schuss geprüft und kon­kre­ti­sie­ren­de Emp­feh­lun­gen für umzu­set­zen­de Maß­nah­men abge­lei­tet.

Emp­feh­lun­gen des UN-Frau­en­rechts­aus­schus­ses (UN Doc. CEDAW/C/DEU/CO/9): https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=CEDAW%2FC%2FDEU%2FCO%2F9&Lang=en

Bericht der Ger­man Alli­ance for Choice Febru­ar 2020: https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=INT%2FCEDAW%2FICS%2FDEU%2F41396&Lang=en

Aktua­li­sie­rung des Berich­tes April 2023: https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=INT%2FCEDAW%2FCSS%2FDEU%2F52681&Lang=en

Bericht der CEDAW Alli­anz April 2023, der ein Kapi­tel zum The­ma „Repro­duc­ti­ve health and self-deter­mi­na­ti­on“ (6.2) ent­hält: https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=INT%2FCEDAW%2FCSS%2FDEU%2F52677&Lang=en

Bericht der Bun­des­re­gie­rung: https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=CEDAW%2FC%2FDEU%2F9&Lang=en

Ger­man Alli­ance for Choice, Lüt­zel­berg­str. 10, 35457 Lol­lar Mari­on Böker, Chris­tia­ne von Rauch, Ste­pha­nie Schlitt, Hei­ke Spohr und Ines Thon­ke (das Autorin­nen­team, in alpha­be­ti­scher Rei­hen­fol­ge) Kon­takt: Hei­ke Spohr, mobil: 0177 720 1115, gafc1(at)gmx.de



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