EU-Tier­arz­nei­mit­tel­ver­ord­nung

Fünf Hebel sol­len hel­fen, Anti­bio­ti­ka­ein­satz bis 2030 zu hal­bie­ren
Das Papier wird bereits von 
21 wei­te­ren Ver­bän­den aus Human- und Vete­ri­när­me­di­zin sowie Umwelt- und Tier­schutz unter­stützt. Die Unter­zeich­nen­den sind der Über­zeu­gung, dass das im Tier­arz­nei­mit­tel­ge­setz fest­ge­setz­te Ziel, den Anti­bio­ti­ka­ver­brauch bis 2030 zu hal­bie­ren, nur erreicht wer­den kann, wenn die­se fünf poli­ti­schen Hebel bewegt wer­den. Sie umfas­sen ein weit­ge­hen­des Ver­bot von Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka, eine Ver­bes­se­rung des Tier­schut­zes in Zucht und Hal­tung, eine ziel­ge­naue Ent­wick­lung und Umset­zung von Anti­bio­ti­ka­re­sis­tenz- und Tier­ge­sund­heits-Stra­te­gien sowie eine ver­bes­ser­te Über­wa­chung des Anti­bio­ti­ka­ein­sat­zes und der Risi­ken auch des grenz­über­schrei­ten­den Han­dels (Details sie­he Link unten).

Chris­toph Bals, Poli­ti­scher Geschäfts­füh­rer von Ger­m­an­watch: „Die bis­he­ri­gen poli­ti­schen und recht­li­chen Maß­nah­men haben in Deutsch­land nur zeit­wei­lig zu einer ers­ten Reduk­ti­on des Anti­bio­ti­ka­ver­brauchs in der Tier­hal­tung geführt. Sie sind längst an ihre Gren­zen gekom­men. Es muss end­lich an der Haupt­ur­sa­che ange­setzt wer­den: die indus­tri­el­le Tier­hal­tung pro­du­ziert inak­zep­ta­ble Risi­ken für Mensch und Tier, für die Gesund­heit, das Kli­ma, das Was­ser. Die Hoch­leis­tungs­zucht von Tie­ren gilt es eben­so zu begren­zen wie die Anzahl der gehal­te­nen Tie­re zu redu­zie­ren. Wir for­dern zudem ein sofor­ti­ges Ver­bot von Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka, zumin­dest für die viel­ver­brau­chen­de Grup­pen­be­hand­lung von Tie­ren. Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka sind für Men­schen bei Resis­ten­zen gegen Stan­dard-Anti­bio­ti­ka oft das letz­te wirk­sa­me Mit­tel. Ihre Wirk­sam­keit muss beson­ders geschützt wer­den.“

Sascha Mül­ler-Kraen­ner, Bun­des­ge­schäfts­füh­rer der DUH, ergänzt: „Wenn 85 Pro­zent der Hähn­chen­be­trie­be in Deutsch­land Anti­bio­ti­ka benö­ti­gen, dann sind sehr vie­le Tie­re in der indus­tri­el­len Tier­hal­tung offen­sicht­lich schlimm krank. Das EU-Tier­arz­nei­mit­tel­recht ver­bie­tet es, schlech­te Hal­tungs­be­din­gun­gen mit dem Ein­satz von Anti­bio­ti­ka zu kom­pen­sie­ren. Daher muss das Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um die rele­van­ten Geset­ze, die der­zeit noch krank­ma­chen­de Zucht und Hal­tung erlau­ben, umfas­send ver­bes­sern und so die Hebel umle­gen zuguns­ten gesün­de­rer Tie­re. Die im Koali­ti­ons­ver­trag ange­kün­dig­te Tier­ge­sund­heits­stra­te­gie muss die Hebel für eine sta­bi­le Tier­ge­sund­heit benen­nen, anpa­cken und umle­gen. Not­wen­dig ist par­al­lel dazu, bei der aktu­el­len Aus­ar­bei­tung der Deut­schen Anti­bio­ti­ka-Resis­tenz­stra­te­gie, der DART 2030, kla­re Reduk­ti­ons­schrit­te für die Anti­bio­ti­ka­hal­bie­rung bis 2030 fest­zu­le­gen, um die fort­schrei­ten­de Aus­bil­dung und Ver­brei­tung von anti­bio­ti­ka­re­sis­ten­ten Erre­gern schnellst­mög­lich zu brem­sen.“

Deutsch­land zählt zu den hoch­ver­brau­chen­den Län­dern
Beim Ein­satz von Anti­bio­ti­ka in der land­wirt­schaft­li­chen Tier­hal­tung liegt Deutsch­land mit 73,3 mg je kg Tier­ge­wicht (mg/PCU) im euro­päi­schen Ver­gleich deut­lich vor Län­dern wie Frank­reich (51,7 mg/PCU), Nie­der­lan­de (47,6 mg/PCU) oder Däne­mark (33,4 mg/PCU). Ein durch­schnitt­li­ches Mast­huhn wur­de in 2021 im Ver­gleich zu 2017 an fünf zusätz­li­chen Tagen anti­bio­tisch behan­delt, das ent­spricht einem Anstieg um 28 Pro­zent.

Das aktu­el­le Zoo­no­sen-Moni­to­ring des Bun­des­amts für Ver­brau­cher­schutz und Lebens­mit­tel­si­cher­heit (BVL) bestä­tigt zudem, dass ins­be­son­de­re bei Mast­hähn­chen seit Jah­ren kei­ne wesent­li­chen Fort­schrit­te bezüg­lich des Auf­tre­tens von Anti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen erzielt wor­den sind. Das BVL als zustän­di­ge Behör­de for­dert über­dies seit Jah­ren mehr Enga­ge­ment für die Reduk­ti­on von Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka bei Tie­ren, weil die­se Wirk­stof­fe für Men­schen von höchs­ter Bedeu­tung sind.



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