Pres­se­mit­tei­lung vdää* zur Strei­chung von § 219

Es ist jedoch nur ein ers­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Wei­ter­hin sind Schwan­ger­schafts­ab­brü­che in Deutsch­land im Straf­ge­setz­buch gere­gelt: Sie gel­ten damit immer noch als Tötungs­de­lik­te und sind nur unter bestimm­ten Bedin­gun­gen straf­frei. Auf­grund die­ser recht­li­chen Grau­zo­ne ist die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­la­ge in vie­len Regio­nen wei­ter­hin unzu­rei­chend und damit der Ver­sor­gungs­auf­trag nicht erfüllt. Dazu erklärt The­re­se Jakobs aus dem Vor­stand des vdää*: „Medi­zi­ni­sches Wis­sen und prak­ti­sche Fer­tig­kei­ten zu Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen fin­den bis heu­te kaum Platz in der Aus- und Wei­ter­bil­dung von Ärzt*innen. Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen, die über Schwan­ger­schafts­ab­brü­che auf­klä­ren und bera­ten, sie durch­füh­ren und durch­füh­ren las­sen, wer­den ange­grif­fen, atta­ckiert und stig­ma­ti­siert.“

Immer noch bestehen rechts­kräf­ti­ge Urtei­le gegen Ärzt*innen auf der Grund­la­ge von §219a StGB. Ein abschlie­ßen­des Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts anläss­lich der ein­ge­gan­ge­nen Beschwer­den steht noch aus und wird, so bleibt zu hof­fen, die Urtei­le auf­he­ben und den §219a für ver­fas­sungs­wid­rig erklä­ren.

Es ist daher wei­ter­hin mehr als not­wen­dig, die Debat­ten um repro­duk­ti­ve Rech­te und kör­per­li­che Selbst­be­stim­mung fort­zu­füh­ren.

Wir for­dern die umge­hen­de Ein­rich­tung der im Koali­ti­ons­ver­trag ange­kün­dig­ten Kom­mis­si­on zur Erar­bei­tung von „Regu­lie­run­gen für den Schwan­ger­schafts­ab­bruch außer­halb des Straf­ge­setz­bu­ches“. Es man­gelt nicht an Expert*innen zu die­sem The­ma aus zivil­ge­sell­schaft­li­chen und medi­zi­ni­schen Fach­krei­sen. Wir möch­ten hier­zu die wert­vol­le Arbeit und das Enga­ge­ment von Doc­tors for Choice, dem Arbeits­kreis Frau­en­ge­sund­heit, dem Bünd­nis für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung sowie den zahl­rei­chen Ein­rich­tun­gen von Pro­fa­mi­lia und femi­nis­ti­schen Fami­li­en­pla­nungs­zen­tren her­vor­he­ben.

Der vdää* for­dert eine flä­chen­de­cken­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung zu Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen auf der Grund­la­ge der bes­ten wis­sen­schaft­li­chen Evi­denz. Not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung hier­für ist die kon­se­quen­te Ent­kri­mi­na­li­sie­rung von Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen und damit die Strei­chung des §218 StGB. Auf gesell­schafts­po­li­ti­scher Ebe­ne bedarf es Maß­nah­men zum Abbau von Stig­ma­ti­sie­rung der unge­wollt Schwan­ge­ren als auch deren Berater*innen und Behandler*innen. „Wir wol­len eine Gesell­schaft, die Frau­en* und Schwan­ge­ren selbst­ver­ständ­li­cher­wei­se das Recht auf kör­per­li­che Selbst­be­stim­mung gewährt und zuge­steht“, so Jakobs wei­ter.

The­re­se Jakobs

10.02.2022



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