Pres­se­mit­tei­lung des vdää zur Hos­pi­ta­li­sie­rungs­in­zi­denz

Eine nicht wei­ter defi­nier­te „Situa­ti­on in den Kran­ken­häu­sern“ soll, so NRW-Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­mann schon im Juli, in die Berech­nun­gen mit ein­be­zo­gen wer­den (2). Auch Akteu­re wie die Deut­sche Kran­ken­haus­ge­sell­schaft befür­wor­ten schon seit eini­ger Zeit eine Ein­be­zie­hung der „Inzi­denz der hos­pi­ta­li­sier­ten Fäl­le“ (3). Über die Ein­füh­rung der vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um nun vor­ge­schla­ge­nen „Hos­pi­ta­li­sie­rungs­in­zi­denz“ soll Anfang Sep­tem­ber in Bun­des­tag und Bun­des­rat ent­schie­den wer­den (4). Die Belas­tungs­fä­hig­keit unse­rer Kran­ken­häu­ser habe sich in der 3. Wel­le bewie­sen, so liest und hört man seit Ende August fast über­all.

„Was aber ist mit der Belas­tungs­fä­hig­keit der dort Beschäf­tig­ten?“, fragt Jonas Schaf­frath, Mit­glied im erwei­ter­ten Vor­stand des vdää. „Schon vor Coro­na arbei­te­ten vor allem die Kolleg*innen in der Pfle­ge am Limit. Die Arbeits­be­las­tun­gen stie­gen in den Hoch­pha­sen der Pan­de­mie auf vie­len Sta­tio­nen ins uner­mess­li­che. Wir alle haben gese­hen: Wenn eine Pan­de­mie auf ein durch Öko­no­mi­sie­rung und Pfle­ge­not­stand belas­te­tes Gesund­heits­sys­tem trifft, bedeu­tet eine Zunah­me der Kran­ken­haus­be­las­tung eine mas­si­ve Über­las­tung des Per­so­nals“, so Schaf­frath wei­ter.

Gera­de Pfle­gen­de sind durch die SARS-CoV-2-Pan­de­mie einer zusätz­li­chen enor­men phy­si­schen und psy­chi­schen Belas­tung aus­ge­setzt. Auf­grund des schlech­ten Per­so­nal­schlüs­sels ist es nicht immer mög­lich, Schutz­maß­nah­men ein­zu­hal­ten – mit der Fol­ge eines hohen Erkran­kungs­ri­si­kos und eines hohen Kran­ken­stan­des (5). „Nach wie vor haben COVID-Intensivpatient*innen, wenn sie beatmet wer­den müs­sen, schlech­te Über­le­bens­chan­cen. Das ist eine gro­ße, auch psy­chi­sche Belas­tung für die Teams der Inten­siv­sta­tio­nen“, so Dr. Peter Hoff­mann, Anäs­the­sist in einem städ­ti­schen Kran­ken­haus in Mün­chen und eben­falls Mit­glied im erwei­ter­ten Vor­stand.

Das Infek­ti­ons­ge­sche­hen jetzt so lau­fen zu las­sen, bis die Sta­tio­nen erneut am Limit sind mit schwerst pfle­ge­be­dürf­ti­gen und extrem auf­wän­di­gen Patient*innen, ist neben dem gesund­heit­li­chen Scha­den für die Patient*innen auch ein Schlag ins Gesicht derer, denen man letz­tes Jahr noch applau­diert hat. „In Ber­lin grei­fen die Kolleg*innen gera­de zum letz­ten ihnen zuste­hen­den Mit­tel, um auf ihre Situa­ti­on hin­zu­wei­sen und für Ent­las­tung des Per­so­nals zu kämp­fen: sie strei­ken bzw. sie ver­su­chen es gegen den erbit­ter­ten Wider­stand der Arbeit­ge­ber. In die­ser Situa­ti­on ein­fach von der ‘Kran­ken­haus­be­las­tung’ zu spre­chen, ohne die dra­ma­ti­sche Per­so­nal­si­tua­ti­on zu erwäh­nen, ist zynisch“, so Dr.Gerhard Schwarz­kopf, Mit­glied im erwei­ter­ten Vor­stand des vdää.

Herr Spahn, hören Sie die Signa­le nicht?

Dr. Nad­ja Rako­witz, Pres­se­spre­che­rin
Für Rück­fra­gen: 0172 185 8023

  1. Strei­chung von 50er-Inzi­denz „ein fal­sches Signal“, Der Tages­spie­gel 23.08.2021
  2. https://www.deutschlandfunk.de/nrw-gesundheitsminister-laumann-cdu-wir-werden-die.694.de.html?dram:article_id=500771
  3. https://www.dkgev.de/dkg/presse/details/inzidenz-der-hospitalisierten-faelle-kann-hilfreicher-parameter-sein-daten-werden-aber-schon-erhoben/
  4. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/COVID-19?s=&p=1&n=1&nid=126716
  5. https://www.aerzteblatt.de/pdf/118/27/a1352.pdf


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