Pres­se­mit­tei­lung des AK Frau­en­ge­sund­heit und vie­ler ande­rer Orga­ni­sa­tio­nen

Die nach §219a kri­mi­na­li­sier­ten Ärzt*innen haben die Auf­ga­be und Pflicht, betrof­fe­nen Frau­en zutref­fen­de und not­wen­di­ge Gesund­heits­in­for­ma­tio­nen zu geben. Nach dem Pati­en­ten­rech­te­ge­setz haben Patient*innen den Anspruch auf die­se Infor­ma­tio­nen. Jede sach­li­che Infor­ma­ti­on zu Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen von Ärzt*innen auf ihren Web­sei­ten bleibt aller­dings auch nach der Reform des Para­gra­phen im Febru­ar 2019 unter Stra­fe gestellt. Rechts­si­cher­heit ergab die Reform nicht: seit Febru­ar 2020 wur­den einer­seits zwei Ärzt*innen nach §219a ver­ur­teilt, bei zwei Ärzt*innen wur­de ande­rer­seits der Pro­zess nie­der­ge­legt. Auch der refor­mier­te §219a ver­bie­tet ver­meint­li­che Wer­bung für den Abbruch einer Schwan­ger­schaft.

Selbst das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt führ­te 2006 aus: Wenn die Rechts­ord­nung Wege zur Durch­füh­rung von Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen durch Ärz­te eröff­net, muss es dem Arzt auch ohne nega­ti­ve Fol­gen für ihn mög­lich sein, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Pati­en­tin­nen sei­ne Diens­te in Anspruch neh­men kön­nen. 
Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt vom 24.05.2006 – 1 BvR 106002 – BVerfGK 8, 107–118.

Wei­ter­hin instru­men­ta­li­sie­ren Abtreibungsgegner*innen den Straf­rechts­pa­ra­gra­phen, um Frau­en und Ärzt*innen ein­zu­schüch­tern und ihre Ideo­lo­gien durch­zu­set­zen. Die unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen for­dern: „Das muss end­lich ein Ende haben“. Die §218 und §219a StGB ver­let­zen in uner­träg­li­cher Wei­se die sexu­el­len und repro­duk­ti­ven Rech­te von Frau­en, wie sie die Men­schen­rech­te und die UN-Kon­ven­ti­on zur Besei­ti­gung jeder Form von Dis­kri­mi­nie­rung der Frau (CEDAW) inter­na­tio­nal garan­tie­ren, sie­he Pres­se­mit­tei­lung des Arbeits­krei­ses Frau­en­ge­sund­heit e.V.. Die­se Ver­trä­ge hat die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land unter­schrie­ben. Sie hat sich damit ver­pflich­tet, die­se Rech­te umzu­set­zen.

Die unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen erklä­ren sich soli­da­risch mit dem Frau­en­arzt Det­lev Mer­chel, der wegen Ver­sto­ßes gegen §219a ange­klagt ist, und for­dern sei­nen Frei­spruch.
Sie for­dern die Abschaf­fung der Para­gra­fen 218 und 219a.

Quel­len:
Patri­cia Hecht: Schwan­ger­schafts­ab­bruch: Arzt wegen 219a vor Gericht. TAZ, 8.4.2021.
Wie­der ein Arzt wegen 219a vor Gericht. Soli­da­ri­tät mit Kris­ti­na Hänel, Bet­ti­na Gaber, Nora Szá­sz und allen ande­ren nach § 219a StGB ange­klag­ten Ärzt*innen, 12.4.2021.
Ver­fah­ren wegen Para­graf 219a StGB. Not­tul­ner Frau­en­arzt muss vor Gericht. West­fä­li­sche Nach­rich­ten, 16.4.2021.

Mit­zeich­nen­de:

Akti­ons­bünd­nis Pro­choice Gie­ßen
Arbeits­grup­pe Frau­en­ge­schich­te Müns­ter
Arbeits­kreis Frau­en­ge­sund­heit in Medi­zin, Psy­cho­the­ra­pie und Gesell­schaft e.V. (AKF) ASF, Arbeits­ge­mein­schaft Sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Frau­en
AWO Bezirks­ver­band Nie­der­rhein e.V. 
AWO Lore-Agnes-Haus
Auto­no­mes Femi­nis­ti­sches Kol­lek­tiv Han­no­ver
Bünd­nis für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung
Bünd­nis für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung Göt­tin­gen
Bünd­nis für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung Müns­ter
Bun­des­ver­band Frau­en­ge­sund­heits­zen­tren e.V.
Doc­tors for Choice Ger­ma­ny e.V.
dick und dünn Nürn­berg e.V.
Dzie­wuchy, Ber­lin
Femi­nis­ti­sche Medi­zi­ne­rin­nen* e.V.
Femi­nis­ti­sches Forum Olden­burg
Frau­en­be­ra­tung Ver­den e.V.
FMGZ – Frau­en & Mäd­chen Gesund­heits­zen­trum Nürn­berg e.V.
Frau­en­ver­band Cou­ra­ge e.V.
Frau­en­zen­trum TOWANDA Jena e. V.
Grü­ne Jugend, NRW
Heb­am­men Ver­band Ham­burg e.V.
Hrab­re sest­re, muti­ge Schwes­tern
Kak­tus – Grü­ne Jugend Müns­ter
Karls­ru­her Bünd­nis für das Selbst­be­stim­mungs­recht der Frau*
Karls­ru­her Regio­nal­grup­pe der Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung
Kri­ti­sche Medi­zin Würz­burg
Lache­sis, Berufs­ver­band der Heil­prak­ti­ke­rin­nen
Links­ju­gend [’solid] Müns­ter
LISA NRW (Lin­ke sozia­lis­ti­sche Arbeits­ge­mein­schaft Frau­en)
Medi­ca mon­dia­le e.V.
Müns­ter­lis­te „bunt und inter­na­tio­nal“ e.V.
Netz­werk der Geburts­häu­ser
Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band (Der Pari­tä­ti­sche) Lan­des­ver­band Thü­rin­gen e.V.
Pro Choice Deutsch­land e.V.
Pro fami­lia Bun­des­ver­band
pro fami­lia Lan­des­ver­band NRW e.V.  
pro fami­lia Lan­des­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V.
pro fami­lia Lan­des­ver­band Sach­sen e.V. 
Terre des femmes, Men­schen­rech­te für die Frau e.V.
Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te 
Wir Frau­en e.V.
Yas­min Fahi­mi (SPD), Mit­glied des Bun­des­ta­ges
Ulri­ke Hauf­fe, Bre­mer Lan­des­frau­en­be­auf­trag­te a.D. 
Cor­ne­lia Möh­ring (Die Lin­ke), Mit­glied des Bun­des­ta­ges
Mecht­hild Rawert (SPD), Mit­glied des Bun­des­ta­ges
Ulle Schauws, (Bünd­nis 90/die Grü­nen), Mit­glied des Bun­des­ta­ges



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