Offe­ne Brie­fe an BioNTech und Cur­e­Vac

Sehr geehr­te Frau Dr. Türe­ci, sehr geehr­ter Herr Prof. Dr. Sahin,

als Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die im Bereich der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit, der glo­ba­len Gesund­heit und der huma­ni­tä­ren Hil­fe, aktiv sind, appel­lie­ren wir an Sie, den von BioNTech pro­du­zier­ten Covid-19 Impf­stoff (COMIRNATY) Men­schen welt­weit in aus­rei­chend Men­gen und zu bezahl­ba­ren Prei­sen zugäng­lich zu machen. Bereits im Dezem­ber 2020 hat Sie eine brei­te Alli­anz aus über 100 inter­na­tio­na­len zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen mit einem Brief dazu auf­ge­for­dert, die Plä­ne dar­zu­le­gen, mit denen BioNTech den Zugang zu COMIRNATY gewähr­leis­ten will. Als deut­sche zivil­ge­sell­schaft­li­che Alli­anz schlie­ßen wir uns die­ser Auf­for­de­rung nach­drück­lich an und hof­fen auf eine Rück­mel­dung Ihrer­seits.

Die Covid-19-Pan­de­mie hat mas­si­ve nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Gesund­heits­sys­te­me welt­weit, ins­be­son­de­re in ärme­ren Län­dern. Dar­über hin­aus hat die Pan­de­mie zu erheb­li­chen öko­no­mi­schen Ver­wer­fun­gen geführt, die Mil­lio­nen Men­schen in die Armut getrie­ben hat und sogar Sor­gen vor lang­fris­ti­gen Hun­gers­nö­ten ver­stärkt.

Um Men­schen vor Leid und Tod zu schüt­zen, die Pan­de­mie glo­bal wirk­sam ein­zu­däm­men und ihre schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen zu bekämp­fen, spielt das Ver­hal­ten bio­me­di­zi­ni­scher Fir­men eine wich­ti­ge Rol­le. Gleich­zei­tig stel­len wir fest, dass die enor­men Sum­men öffent­li­cher Gel­der für Grund­la­gen­for­schung, Ent­wick­lung und Pro­duk­ti­on, auch von der deut­schen Bun­des­re­gie­rung, maß­geb­lich dazu bei­getra­gen haben, dass Impf­stof­fe gegen Covid-19 über­haupt so schnell ent­wi­ckelt wer­den konn­ten.

So wur­de BioNTech schon in sei­ner Grün­dungs­pha­se durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) mit jeweils 4 Mil­lio­nen und 13 Mil­lio­nen Euro gefördert,1 anschlie­ßend zudem durch das Son­der­pro­gramm des BMBF zur Ent­wick­lung von Impf­stof­fen gegen SARS-CoV‑2 in Höhe von 375 Mil­lio­nen Euro und durch eine Fremd­ka­pi­tal­fi­nan­zie­rung der Euro­päi­schen Inves­ti­ti­ons­bank (EIB) von bis zu 100 Mil­lio­nen Euro umfang­reich unter­stützt.

Wir sind der Über­zeu­gung, dass die­se mas­si­ve öffent­li­che Unter­stüt­zung auch mit der Ver­pflich­tung ein­her­geht, Men­schen welt­weit Zugang zu Covid-19-Impf­stoff zu gewäh­ren.
Wir bit­ten Sie daher dar­zu­le­gen, wel­che kon­kre­ten Maß­nah­men Sie hin­sicht­lich der wich­ti­gen Aspek­te Trans­pa­renz, Bezahl­bar­keit, Lizen­zie­rung, Tech­no­lo­gie­trans­fer und garan­tier­tem gerech­ten Zugang ergrei­fen wer­den, um die­ser Ver­pflich­tung gerecht zu wer­den.

Kein Unter­neh­men ist allein in der Lage, effek­ti­ve und siche­re Impf­stof­fe in aus­rei­chen­dem Aus­maß zu pro­du­zie­ren. Daher müs­sen jetzt sämt­li­che Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, um die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten mas­siv hoch­zu­fah­ren, so dass alle Men­schen welt­weit und so zeit­nah wie mög­lich zu bezahl­ba­ren Prei­sen mit Covid-19-Impf­stof­fen ver­sorgt wer­den kön­nen.

Dies setzt vor­aus, dass phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men, die For­schung und Ent­wick­lung zu Covid-19-Impf­stof­fen betrei­ben, ihre Tech­no­lo­gien, ihr Know-How, bio­lo­gi­sches Mate­ri­al und geis­ti­ge Eigen­tums­rech­te schnellst­mög­lich mit ande­ren mög­li­chen Impf­stoff­pro­du­zen­ten tei­len, bevor­zugt im Rah­men des WHO Covid-19 Tech­no­lo­gy Access Pool (C‑Tap).
Wir möch­ten Sie bit­ten klar­zu­stel­len, auch bezug­neh­mend auf den oben genann­ten Brief von Dezem­ber 2020, ob Ihr Unter­neh­men

  • voll­um­fäng­li­che Trans­pa­renz bei kli­ni­schen Test­da­ten, Her­stel­lungs­kos­ten, finan­zi­el­len Inves­ti­tio­nen in die For­schung und Ent­wick­lung des COVID-19-Impf­stoffs und den Anteil öffent­li­cher Gel­der dar­an, gewäh­ren wird;
  • sich ver­pflich­ten wird, sein geis­ti­ges Eigen­tum in der Pan­de­mie nicht gel­tend zu machen, son­dern geis­ti­ges Eigen­tum, Tech­no­lo­gien und Mate­ria­li­en, ein­schließ­lich Paten­te, Test­da­ten, ent­spre­chen­de Geschäfts­ge­heim­nis­se, Zell­li­ni­en und Designs, durch offe­ne Lizen­zie­rung mit qua­li­fi­zier­ten Her­stel­lern zu tei­len;
  • einen Teil sei­nes pro­du­zier­ten Gesamt­vo­lu­mens von Covid-19 Impf­stof­fen und sei­ner Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten für Län­der mit nied­ri­gem und mitt­le­rem Ein­kom­men bereit­stel­len wird.

Wir appel­lie­ren an Sie, ange­sichts der fort­dau­ern­den glo­ba­len Pan­de­mie dafür Sor­ge zu tra­gen, dass Men­schen auch in ärme­ren Län­dern den Zugang zu Covid-19-Impf­stof­fen bekom­men. Die oben auf­ge­zeig­ten Maß­nah­men kön­nen den Weg hin zu einer fai­ren und gerech­ten glo­ba­len Ver­tei­lung berei­ten. Wir wür­den uns über ein per­sön­li­ches Gespräch für wei­te­ren Aus­tausch freu­en.

Mit freund­li­chen Grü­ßen
Die Orga­ni­sa­tio­nen, die die­sen Appell an BioNTech unter­zeich­net haben, sind in der Ori­gi­nal­ver­si­on die­ses offe­nen Brie­fes ein­zu­se­hen.

Ein ähn­lich lau­ten­der Brief ging zur glei­chen Zeit an Dr. Franz Wer­ner Haas, Vor­stands­chef von Cur­e­Vac. Für die Fir­ma flos­sen sogar noch umfang­rei­che­re Mit­tel aus öffent­li­chen Quel­len. Auch stieg das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft im ver­gan­ge­nen Jahr als Anteils­eig­ner ein, wie das Schrei­ben her­vor­hebt: „Die Cur­e­Vac AG selbst hat im Früh­jahr 2020 beim Bund um ein Invest­ment in die Fir­ma ange­fragt. Neben der dar­auf­hin erfolg­ten Betei­li­gung durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft (BMWi) über 300 Mil­lio­nen Euro, flos­sen zudem durch das Son­der­pro­gramm des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung (BMBF) zur Ent­wick­lung von Impf­stof­fen gegen SARS-CoV‑2 För­de­run­gen in Höhe von 252 Mil­lio­nen Euro, und eine Unter­stüt­zung durch CEPI von bis zu 8,3 Mil­lio­nen US-Dol­lar, zusätz­lich zu einer frü­he­ren För­de­rung von CEPI von 34 Mil­lio­nen US-Dol­lar.“
Ori­gi­nal­ver­si­on des offe­nen Brie­fes an Cur­e­Vac fin­det sich hier.

Mehr Infor­ma­tio­nen zu Covid-19 kön­nen Sie auf der The­men­sei­te der BUKO Phar­ma­kam­pa­gne nach­le­sen.



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