vdää unter­stützt Peti­ti­on zur Been­di­gung der Benach­tei­li­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen in der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung

Eine aktu­el­le Peti­ti­on der Deut­schen Aka­de­mie für Kin­der- und Jugend­me­di­zin (DAKJ) als Dach­ver­band der kin­der- und jugend­me­di­zi­ni­schen Gesell­schaf­ten und Fach­ver­bän­de for­dert die „Been­di­gung der Benach­tei­li­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen in der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung“. In der Begrün­dung der Peti­ti­on wer­den unter ande­rem struk­tu­rel­le Defi­zi­te wie eine ver­fehl­te Bedarfs­pla­nung, ein zuneh­men­der Wirt­schaft­lich­keits­druck und ein zuneh­men­der Man­gel an Fach­kräf­ten als aku­te Gefähr­dung der Qua­li­tät in der ambu­lan­ten und sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung von erkrank­ten Kin­dern genannt. Gefor­dert wer­den eine „Neu­re­ge­lung der Finan­zie­rungs­sys­te­ma­tik“, sowie eine „bedarfs­ge­rech­te medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­pla­nung“ nach den Vor­ga­ben der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO).

„Im DRG-Sys­tem ist eine bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gung von Kin­dern schlicht­weg nicht mög­lich“, sagt Jonas Schaf­frath vom Vor­stand des vdää und ergänzt: „Wenn Öko­no­mie der bestim­men­de Fak­tor in der Ver­sor­gung ist, wenn Fall­pau­scha­len Fehl­an­rei­ze set­zen, dann lei­det die Ver­sor­gung aller Patient*innen, allen vor­an die der vul­nerabels­ten. Eine gute Kin­der- und Jugend­me­di­zin mit der ange­mes­se­nen Zeit und emo­tio­na­len Zuwen­dung ist in die­sem Sys­tem nicht zu leis­ten, die Arbeits­be­din­gun­gen vor allem in der Pfle­ge sind schon jetzt uner­träg­lich. Dar­um unter­stüt­zen wir die For­de­rung der DAKJ nach einer Neu­re­ge­lung der Finan­zie­rungs­sys­te­ma­tik und möch­ten die­se kon­kre­ti­sie­ren: Die Päd­ia­trie muss schnellst­mög­lich aus dem DRG-Sys­tem her­aus­ge­nom­men wer­den!“

„Ich bin kei­ne Fall­pau­scha­le“, ist der Titel einer Initia­ti­ve und Peti­ti­on von betrof­fe­nen Eltern und Kli­nik­per­so­nal aus dem Jahr 2014. Die­se Ent­kopp­lung päd­ia­tri­scher Leis­tun­gen vom DRG-Sys­tem wird mitt­ler­wei­le vom Deut­schen Ethik­rat dis­ku­tiert und von Gesundheitspolitiker*innen gefor­dert (1).

Kin­der­heil­kun­de ist oft Not­fall­me­di­zin und auf­grund sai­so­nal-epi­de­mi­scher Schwan­kun­gen auf das Vor­hal­ten von Kapa­zi­tä­ten (etwa Inten­siv­bet­ten oder Not­fall­am­bu­lan­zen) ange­wie­sen. (2) Zudem ist sie per­so­nal­in­ten­siv und in beson­de­rem Maße auf aus­rei­chend Zeit zur Ver­sor­gung ange­wie­sen. In einem Finan­zie­rungs­sys­tem, in dem aber nur mess­bar erbrach­te Leis­tun­gen hono­riert wer­den, kann unter Kos­ten­druck eine sol­che Ver­sor­gung nur an Qua­li­tät ein­bü­ßen.

Das Feh­len und Abwan­dern von Fach­kräf­ten ist hier­bei Fol­ge und nicht Ursa­che der Pro­ble­me: Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen eine enor­me all­täg­li­che Arbeits­ver­dich­tung bis zu einem Maß, dass “ethi­sche Kon­flik­te“ bei den Beschäf­tig­ten auf­tre­ten. (3) Gera­de die Pfle­ge­kräf­te müs­sen hier­bei beson­de­re Beach­tung fin­den. Die Her­aus­nah­me der Pfle­ge­kos­ten aus den Fall­pau­scha­len ist ein ers­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung, jedoch rei­chen die bis­he­ri­gen Maß­nah­men nicht aus. Rich­ti­ge Arbeits­be­din­gun­gen in einem fal­schen Finan­zie­rungs­sys­tem sind kaum zu errei­chen.

Eine bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gungs­pla­nung, wie von der DAKJ gefor­dert, muss dar­über hin­aus mit einer Demo­kra­ti­sie­rung der Pla­nungs­struk­tu­ren ein­her­ge­hen. Die Kli­ni­ken einem immensen finan­zi­el­len Druck aus­zu­set­zen und den Rest den Geset­zen des Mark­tes zu über­las­sen, kann nicht zu einer bes­se­ren Ver­sor­gung füh­ren.

Der vdää for­dert daher die Ein­rich­tung demo­kra­ti­scher Struk­tu­ren zur Ver­sor­gungs­pla­nung, in denen sowohl die Bevöl­ke­rung, die Leis­tungs­er­brin­ger, wis­sen­schaft­li­che Gre­mi­en als auch die Beschäf­tig­ten reprä­sen­tiert sind, sowie ein Finan­zie­rungs­sys­tem, das alle anfal­len­de Kos­ten bezahlt und Gewin­ne und Ver­lus­te aus­schließt. Dies wür­de oben­drein das Gesund­heits­sys­tem für pri­va­te Kon­zer­ne und Finanz­in­ves­to­ren unin­ter­es­sant machen und ver­hin­dern, dass Ver­si­cher­ten­gel­der zu pri­va­ten Pro­fi­ten wer­den.

Wir demo­kra­ti­schen Ärz­tin­nen und Ärz­te unter­stüt­zen die Kolleg*innen in der Päd­ia­trie bei ihrem Kampf für eine bes­se­re Ver­sor­gung von kran­ken Kin­dern und Jugend­li­chen. Wir alle sind kei­ne Fall­pau­scha­len!

Dr. Nad­ja Rako­witz (Pres­se­spre­che­rin)

Jonas Schaf­frath (Mit­glied des Vor­stands)

(1) https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/kindermedizin-101.html  
(2) https://www.aerzteblatt.de/archiv/196510/Paediatrie-Folgen-der-Oekonomisierung
(3) https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00104-013‑2489‑9



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