Volks­be­geh­ren für bes­se­re Pfle­ge in Bay­ern

Wein­berg bewer­tet die Nicht­zu­las­sung des Volks­be­geh­rens durch die Staats­re­gie­rung als rein stra­te­gi­sche Ent­schei­dung: „Nach dem über­wäl­ti­gen­den Erfolg des Bie­nen-Volks­be­geh­rens haben CSU und Freie Wäh­ler Angst davor, erneut von den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern poli­tisch in die Schran­ken gewie­sen zu wer­den. Des­halb ver­sucht die Staats­re­gie­rung, unse­re Initia­ti­ve schon in einem frü­hen Sta­di­um abzu­wür­gen. Doch das wird ihr nicht gelin­gen.“

Für die Juris­tin und stell­ver­tre­ten­de Beauf­trag­te des Volks­be­geh­rens, Adel­heid Rupp (SPD), ist die Lage klar: „Unser Gesetz­ent­wurf basiert auf dem Baye­ri­schen Kran­ken­haus­ge­setz, also einer Lan­des­ge­setz­ge­bung. Natür­lich hat auch der Bund im Bereich der Kran­ken­häu­ser Zustän­dig­kei­ten, aber die betref­fen laut Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt nur die Finan­zie­rung der Kran­ken­häu­ser und die Fest­le­gung von deutsch­land­wei­ten Per­so­nal­min­dest­stan­dards. Für die Kran­ken­haus­or­ga­ni­sa­ti­on sind dem­nach allein die Län­der zustän­dig. Und genau dar­um geht es uns. Wir wol­len durch eine ange­mes­se­ne Per­so­nal­aus­stat­tung, die deut­lich über den Min­dest­stan­dard hin­aus­geht, die Orga­ni­sa­ti­on und Qua­li­tät in den baye­ri­schen Kran­ken­häu­sern ver­bes­sern.“ Rupp erläu­tert: „Der Baye­ri­sche Ver­fas­sungs­ge­richts­hof hat drei Mona­te Zeit, über die Ange­le­gen­heit zu ent­schei­den. Wir sind opti­mis­tisch und rech­nen damit, dass die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Okto­ber oder Novem­ber 2019 in den Rat­häu­sern für unse­ren Gesetz­ent­wurf unter­schrei­ben kön­nen.“

In Bay­erns Kran­ken­häu­sern feh­len cir­ca 12.000 Pfle­ge­stel­len. Die Fol­gen: über­las­te­te Pfle­ge­kräf­te, über­füll­te Not­auf­nah­men, zu wenig Zeit für die Ver­sor­gung von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten. Ursa­che dafür ist die Umstel­lung der Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rung auf Fall­pau­scha­len. Es wur­den Stel­len abge­baut, um mit gerin­ge­ren Kos­ten mög­lichst viel Gewinn zu machen. Das Wohl der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sowie der Beschäf­tig­ten wur­de dafür geop­fert.

Ste­fan Jagel, stell­ver­tre­ten­der Beauf­trag­ter und Pfle­ge­kraft: „In den letz­ten fünf­zehn Jah­ren wur­de genug gespart am Pfle­ge­per­so­nal, wir brau­chen end­lich eine Kehrt­wen­de in Form einer gesetz­li­chen Per­so­nal­be­mes­sung nach Bedarf, damit mei­ne Kolleg*innen auf Sta­ti­on wie­der gute Arbeits­be­din­gun­gen haben und wir unse­re Patienten*innen gut ver­sor­gen kön­nen. Die Poli­tik muss sich ehr­lich dar­um küm­mern und nicht zum Schein Geset­ze erlas­sen, wie die Per­so­nal­un­ter­gren­zen. Heb­am­men und Pfle­ge­kräf­te wer­den gemein­sam auf der poli­ti­schen und betrieb­li­chen Ebe­ne dar­um kämp­fen, bis wir ech­te Per­so­nal­stan­dards durch­ge­setzt haben.“

Kon­kret for­dern wir in unse­rem Gesetz­ent­wurf fol­gen­des:

1. Mehr Per­so­nal durch fes­te Personal-Patient*innen-Schlüssel

  • Für Inten­siv­sta­tio­nen wer­den abhän­gig vom Pfle­ge­be­darf Pflege-Patient*innen- Schlüs­sel zwi­schen 1:1 und 1:3 fest­ge­legt.
  • Für alle ande­ren Sta­tio­nen wird der Bedarf auf Grund­la­ge eines Bemes­sungs- Sys­tems zur Pfle­ge-Per­so­nal­re­ge­lung (PPR) ermit­telt.
  • Für die Kran­ken­haus­rei­ni­gung sol­len zur Ver­bes­se­rung die Hygie­ne­vor­schrif­ten des Robert-Koch-Insti­tuts gel­ten.
  • Wei­te­re detail­lier­te Vor­ga­ben gel­ten für OP, Anäs­the­sie, Kreiß­saal, Dia­gnos­ti­sche Berei­che, Dia­ly­se und Ger­ia­trie.

2. Ver­bind­lich­keit

Die Kran­ken­häu­ser wer­den ver­pflich­tet, den Per­so­nal­be­darf zu ermit­teln und gegen­über der Staats­re­gie­rung zu berich­ten, ob die Vor­ga­ben ein­ge­hal­ten wer­den.

3. Wer­den die Vor­ga­ben nicht ein­ge­hal­ten, muss das Kran­ken­haus erläu­tern, wie es die Ein­hal­tung der Vor­ga­ben zukünf­tig errei­chen will.



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