Pres­se­mit­tei­lung des Bünd­nis Kran­ken­haus statt Fabrik zum Koali­ti­ons­ver­trag

  1. Kas­sen und Kran­ken­häu­ser sol­len Per­so­nal­un­ter­gren­zen für alle bet­ten­füh­ren­den Abtei­lun­gen fest­le­gen (sie­he S. 96 des Koali­ti­ons­ver­trags).
  2. Die Pfle­ge­per­so­nal­kos­ten sol­len bes­ser und unab­hän­gig von den Fall­pau­scha­len (DRG) ver­gü­tet wer­den, wobei die Pfle­ge­per­so­nal­kos­ten­ver­gü­tung die Auf­wen­dun­gen für den kran­ken­haus­in­di­vi­du­el­len Pfle­ge­per­so­nal­be­darf berück­sich­ti­gen soll (sie­he S. 99).
  3. Tarif­stei­ge­run­gen im Kran­ken­haus­be­reich wer­den – nach­weis­pflich­tig – voll­stän­dig refi­nan­ziert wer­den (sie­he S. 96).

Das „Bünd­nis Kran­ken­haus statt Fabrik“ stellt fest: Die­se Umstel­lung bedeu­tet, dass wich­ti­ge Tei­le der Kran-ken­haus­ver­gü­tung wie­der dem Prin­zip der Kos­ten­de­ckung unter­lie­gen („was not­wen­dig ist, wird gezahlt”) und nicht einem Fehl­an­rei­ze schaf­fen­den Preis­sys­tem wie den DRGs. Refi­nan­zie­rung der tat­säch­li­chen Per­so­nal­kos­ten bedeu­tet vor allem auch, dass die Gel­der nicht ander­wei­tig ver­wen­det wer­den dür­fen und dass Gel­der für nicht besetz­te Stel­len zurück­ge­zahlt wer­den müs­sen. Die­se Rege­lung sorgt für die Ein­hal­tung der Per­so­nal­un­ter­gren­zen, sie darf aber nicht nur für die Pfle­ge gel­ten.

Das Bünd­nis Kran­ken­haus statt Fabrik for­dert: Die Per­so­nal­kos­ten für die ande­ren Berufs­grup­pen im Gesund-heits­we­sen sol­len aus der DRG-Ver­gü­tung her­aus­ge­löst wer­den. Auch die Beschäf­tig­ten in die­sen Berufs­grup­pen wol­len nicht einer ver­fehl­ten Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rung zum Opfer fal­len. Letzt­lich wür­den nur noch die Sach­kos­ten über Fall­pau­scha­len ver­gü­tet.

Das „Bünd­nis Kran­ken­haus statt Fabrik“ for­dert: Wenn die künf­ti­ge Bun­des­re­gie­rung ernst meint, was im Koali­ti­ons­ver­trag steht, muss es zur Her­aus­nah­me aller Berufs­grup­pen aus den DRGs kom­men und zur voll-stän­di­gen Refi­nan­zie­rung und Zweck­bin­dung aller Per­so­nal­kos­ten. Die Fest­le­gung der Per­so­nal­un­ter­gren­zen muss durch den Gesetz­ge­ber selbst erfol­gen und nicht über Ver­hand­lun­gen zwi­schen Kran­ken­kas­sen und Deut­scher Kran­ken­haus­ge­sell­schaft mit zwei­fel­haf­tem Inter­es­se und Aus­gang. Jetzt dür­fen wir nicht auf hal­bem Weg ste­hen blei­ben: Die DRGs müs­sen abge­schafft und die Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rung muss auf kran­ken­haus­in­di­vi­du­el­le Bud­gets umge­stellt wer­den, die sich nach dem Bedarf für die Pati­en­ten­ver­sor­gung und nicht nach öko­no­mi­schen Inter­es­sen rich­ten. Die Hoff­nun­gen der Kran­ken­haus­be­schäf­tig­ten wur­den von der Poli­tik schon oft ent­täuscht.

Der Koali­ti­ons­ver­trag bie­tet nun erst­mals die Mög­lich­keit zu einer ech­ten Ver­bes­se­rung. Er wird aber nur ohne Abstri­che umge­setzt wer­den, wenn der poli­ti­sche, öffent­li­che und betriebliche/tarifliche Druck auf­recht­erhal­ten und ver­grö­ßert wird.

Eine aus­führ­li­che Begrün­dung unse­rer Posi­ti­on fin­den Sie hier.

Für das Bünd­nis
Dr. Nad­ja Rako­witz / Dr. Tho­mas Böhm, 15.03.2018



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