Kund­ge­bung anläss­lich des Kon­gres­ses Armut und Gesund­heit 2018

„Ver­stän­di­gungs­pro­ble­me“, „Ein­schrän­kun­gen nach Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz“ oder „zu hohe Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge“ steht auf den Bau­stei­nen. Ärz­tin­nen und Ärz­te auf der einen und Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten auf der ande­ren Sei­te sind durch die Mau­er von­ein­an­der getrennt. Doch sie fin­den sich nicht damit ab, gemein­sam rei­ßen sie die Bar­rie­re ein.

Der Hin­ter­grund des Pro­tests: Hun­dert­tau­sen­de Men­schen haben in Deutsch­land kei­nen aus­rei­chen­den Zugang zu medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung. Dabei hat sich Deutsch­land in inter­na­tio­na­len Abkom­men ver­pflich­tet sicher­zu­stel­len, dass hier­zu­lan­de jeder und jede das Men­schen­recht auf Gesund­heits­ver­sor­gung wahr­neh­men kann, ohne in eine finan­zi­el­le Not­la­ge zu gera­ten. Aber immer noch schrän­ken recht­li­che Vor­ga­ben die Mög­lich­keit vie­ler ein, medi­zi­ni­sche Hil­fe in Anspruch zu neh­men. Hin­zu kom­men sprach­li­che Bar­rie­ren und Dis­kri­mi­nie­run­gen im Gesund­heits­sys­tem. Betrof­fen sind häu­fig Men­schen, deren Lebens­be­din­gun­gen ohne­hin ihre Gesund­heit bein­träch­ti­gen und die Lebens­er­war­tung sen­ken. Armut macht krank. In einem rei­chen Land wie Deutsch­land ist das nicht hin­zu­neh­men. Anläss­lich des Kon­gres­ses Armut und Gesund­heit am 20. und 21. März in Ber­lin for­dert daher ein Zusam­men­schluss von mehr als 20 Orga­ni­sa­tio­nen die Bun­des­re­gie­rung dazu auf, sämt­li­che dis­kri­mi­nie­ren­de Hür­den zu besei­ti­gen, die ver­hin­dern, dass Men­schen not­wen­di­ge medi­zi­ni­sche Leis­tun­gen in Anspruch neh­men.

„Per­so­nen mit Bei­trags­schul­den – zum Bei­spiel Selbst­stän­di­ge, die sich die Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge nicht mehr leis­ten kön­nen – haben oft nur ein Anrecht auf Not­fall­ver­sor­gung. Das kann dazu füh­ren, dass Krank­hei­ten ver­schleppt oder chro­nisch wer­den“, sagt Maria Lohei­de, Vor­stand Sozi­al­po­li­tik der Dia­ko­nie Deutsch­land.
„Für Men­schen ohne Papie­re kann der Gang zum Arzt die Abschie­bung bedeu­ten. Denn das Sozi­al­amt muss sie laut Auf­ent­halts­ge­setz bei der Aus­län­der­be­hör­de mel­den, wenn sie einen Kran­ken­schein bean­tra­gen. Die­se Vor­schrift kann Men­schen­le­ben kos­ten und gehört abge­schafft!“, for­dert Johan­nes Ulrich vom Medi­netz Würz­burg.

Drin­gend abge­schafft wer­den muss nach Ansicht der Orga­ni­sa­to­ren des Pro­tests auch das soge­nann­te Leis­tungs­aus­schluss­ge­setz, das vie­len Men­schen aus ande­ren Län­dern der euro­päi­schen Uni­on den Anspruch auf not­wen­di­ge Gesund­heits­diens­te ver­wehrt. „Das Gesetz schiebt die Ver­ant­wor­tung auf Ärz­te und Arzt­in­nen ab und zwingt sie in ein Dilem­ma zwi­schen der Pflicht zu hel­fen und dem Kos­ten­druck. Für die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten kann dies lebens­be­droh­li­che Fol­gen haben“, kri­ti­siert Prof. Heinz-Jochen Zen­ker vom Ver­ein Ärz­te der Welt.

Auch Geflüch­te­te erhal­ten kei­nen vol­len Zugang zum Gesund­heits­sys­tem. „Asyl­su­chen­de haben in den ers­ten 15 Mona­ten kei­nen aus­rei­chen­den Anspruch auf medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung. Wir for­dern, ihnen ent­spre­chend der men­schen­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen von Anfang an unbü­ro­kra­ti­schen Zugang zu Leis­tun­gen im Umfang der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­run­gen zu ermög­li­chen“, sagt Tobi­as Kiwitt, The­men­ko­or­di­na­ti­ons­grup­pe Wirt­schaft­li­che, Sozia­le und Kul­tu­rel­le Men­schen­rech­te bei Amnes­ty Inter­na­tio­nal.

Die­se und wei­te­re For­de­run­gen an die Bun­des­re­gie­rung wer­den die Spre­cher der ein­zel­nen Orga­ni­sa­tio­nen bei der Kund­ge­bung vor­tra­gen. Die Spre­cher und Betrof­fe­ne ste­hen Ihnen gern vor­weg oder am Ran­de der Demons­tra­ti­on zu Inter­views zur Ver­fü­gung.

Auf der Kund­ge­bung wer­den spre­chen:

  • Prof. Dr. Rolf Rosen­b­rock, Vor­sit­zen­der des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands
  • Lil­li­an Petry Kaba­bii­to, Koor­di­na­to­rin von AGHN­iD (Afri­ka­ni­sches Gesund­heits- und HIV-Netz­werk in D.), einem Netz­werk der Deut­schen Aids­hil­fe e.V.
    Dr. Cevat Kara, Pro­jekt­re­fe­rent open.med Mün­chen, Ärz­te der Welt e.V.
  • Prof. Dr. Ulri­ke Kost­ka, Direk­to­rin des Cari­tas­ver­ban­des für das Erz­bis­tum Ber­lin
  • Lukas Kratzsch, Medi­bü­ro Ber­lin
  • Prof. Dr. Ger­hard Tra­bert, Vor­sit­zen­der des Ver­eins Armut und Gesund­heit

Unter­stüt­zer der Kund­ge­bung:

  • Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te
  • Amnes­ty Inter­na­tio­nal
  • Armut und Gesund­heit in Deutsch­land e.V.
  • Ärz­te der Welt
  • Bun­des­ver­band der Medi­zin­stu­die­ren­den Deutsch­lands – Grup­pe Medi­zin und Men­schen­rech­te
  • Bun­des­wei­te Arbeits­ge­mein­schaft der psy­cho­so­zia­len Zen­tren für Flücht­lin­ge und Fol­ter­op­fer
  • Cari­tas­ver­band für das Erz­bis­tum Ber­lin e.V.
  • Deut­sche AIDS-Hil­fe
  • Dia­ko­nie Deutsch­land
  • Fami­li­en­pla­nungs­zen­trum Balan­ce
  • Gesund­heit Ber­lin-Bran­den­burg e.V.
  • Han­di­cap Inter­na­tio­nal
  • IPPNW
  • Katho­li­sche Forum Leben in der Ille­ga­li­tät
  • Mal­te­ser Medi­zin für Men­schen ohne Kran­ken­ver­si­che­rung Ber­lin
  • Medi­bü­ro Ber­lin
  • Med­ico inter­na­tio­nal
  • Medi­netz Mainz
  • Medi­Netz Würz­burg e.V.
  • Medi­zin Hilft e.V.
  • Migran­ten­me­di­zin West­end – Hoff­nungs­or­te Ham­burg
  • Migra­ti­ons­rat Ber­lin
  • Pari­tät
  • Pra­xis ohne Gren­zen
  • Pra­xis ohne Gren­zen Rem­scheid
  • Pra­xis ohne Gren­zen Solin­gen
  • Stadt­mis­si­on Ber­lin


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