Pres­se­mit­tei­lung der ldää Hes­sen 05.06.2017

Im März die­sen Jah­res wird ein mit einer Post­trau­ma­ti­schen Belas­tungs­stö­rung dia­gnos­ti­zier­ter Rom, der sich in sta­tio­nä­rer psych­ia­tri­scher Kran­ken­haus­be­hand­lung befin­det, zur angeb­li­chen Abklä­rung der Kos­ten­über­nah­me auf das zustän­di­ge Sozi­al­amt des Wet­ter­au­krei­ses beor­dert. Hier wird er ver­haf­tet, ein Amts­arzt attes­tiert Rei­se­fä­hig­keit und die Mög­lich­keit der Wei­ter­be­hand­lung im Koso­vo. Dem wider­spricht der zuletzt behan­deln­de Arzt, Lei­ter der Uni­kli­nik Psych­ia­trie in Gie­ßen. Trotz Eil­an­trags und Ver­fas­sungs­be­schwer­de durch die Behand­ler kann die Abschie­bung nicht ver­hin­dert wer­den. Gegen den Lei­ter der psych­ia­tri­schen Uni­kli­nik Gie­ßen selbst wird eine Straf­an­zei­ge durch den Wet­ter­au­kreis bei der zustän­di­gen Staats­an­walt­schaft gestellt.

Nach Dis­kus­si­on der Anträ­ge u.a. ein­ge­bracht von der Lis­te Demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te Hes­sen (LDÄÄ) ver­ab­schie­de­te der Deut­sche Ärz­te­tag in unmiss­ver­ständ­li­cher Klar­heit drei Voten zum ethi­schen Umgang:

  1. Sta­tio­när behand­lungs­be­dürf­ti­ge Flücht­lin­ge sind nicht rei­se­fä­hig und dür­fen dem­entspre­chend nicht abge­scho­ben wer­den. Gefor­dert wird eine Rechts­si­cher­heit für behan­deln­de Ärz­te.
  2. Die Kri­mi­na­li­sie­rung von Ärz­tin­nen und Ärz­ten, die sich im Zusam­men­hang mit dem 16-Punk­te-Plan der Bun­des­re­gie­rung (schnel­le­re und kon­se­quen­te­re Abschie­bung von Asyl­be­wer­bern) nicht funk­tio­na­li­sie­ren las­sen, wird ver­ur­teilt.
  3. Ethi­sche Grund­sät­ze der Berufs­ord­nung gel­ten für alle Ärz­te, so auch für ver­be­am­te­te (Amts)ärzte. Der Deut­sche Ärz­te­tag for­dert aus gege­be­nem Anlass die Lan­des­re­gie­run­gen auf, die berufs­ethi­schen Grund­sät­ze und Regeln für alle Ärz­te zu gewähr­leis­ten unab­hän­gig ihres Dienst­ver­hält­nis­ses. (Berufs­ethik vor Beam­ten­vor­schrift).

Damit bezieht der Deut­sche Ärz­te­tag deut­lich Stel­lung gegen die Ver­su­che der Kri­mi­na­li­sie­rung und Ein­schüch­te­rung Ein­zel­ner durch Behör­den und Poli­tik und for­dert alle Ärz­tin­nen und Ärz­te auf die Gebo­te ärzt­li­cher Ethik und Mensch­lich­keit in der Berufs­aus­übung zu beach­ten.

Die LDÄÄ Hes­sen, die auch bereits in die Dele­gier­ten­ver­samm­lung der hes­si­schen Lan­des­ärz­te­kam­mer ent­spre­chen­de Anträ­ge ein­ge­bracht hat, begrüßt die Ent­schlie­ßun­gen aus­drück­lich und wird wei­ter­hin auf eine kla­re Hal­tung der Lan­des­ärz­te­kam­mer Hes­sen zu ärzt­li­chem Han­deln bei Men­schen­rechts­fra­gen drän­gen.

i. A. Dr. med. Bern­hard Win­ter, Frank­furt



×