Pres­se­mit­tei­lung des vdää zum Welt­flücht­lings­tag

Der vdää macht sich die auf dem 119. Deut­sche Ärz­te­tag in Ham­burg ver­ab­schie­de­ten For­de­run­gen zu eigen:

  1. „Opfer von Fol­ter und ande­ren schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen müs­sen aus dem beschleu­nig­ten Asyl­ver­fah­ren her­aus­ge­nom­men wer­den. Es bedarf einer qua­li­fi­zier­ten Prü­fung von Hin­wei­sen auf das Vor­lie­gen einer beson­de­ren Schutz­be­dürf­tig­keit nach gel­ten­den fach­li­chen Stan­dards.
  2. Die medi­ka­men­tö­se The­ra­pie einer post­trau­ma­ti­schen Belas­tungs­stö­rung (PTBS) ist in den meis­ten Fäl­len nicht aus­rei­chend. Wesent­lich für die Behand­lung ist die Her­stel­lung von äuße­rer Sicher­heit, d. h. Schutz vor den Umstän­den der trau­ma­ti­sie­ren­den Ereig­nis­së. Schwe­re psy­chi­sche und auch soma­ti­sche Erkran­kun­gen müs­sen als Schutz­grund wei­ter­hin aner­kannt blei­ben.
  3. Der Auf­bau von regio­na­len ÄrztInnen–Netzwerken, unter­stützt von den Lan­des­ärz­te­kam­mern, zur Erstel­lung von Attes­ten bzw. Gut­ach­ten für Geflüch­te­te, die gemäß § 60 a Auf­enthG wegen ihrer gesund­heit­li­chen Beein­träch­ti­gung nicht abge­scho­ben wer­den kön­nen, wird gefor­dert. Dazu gehört auch die Ver­net­zung und Zusam­men­ar­beit mit medi­zi­ni­schen und psy­cho­lo­gi­schen Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen. Ärzt­li­che und psy­cho­lo­gi­sche Attes­te müs­sen – außer bei begrün­de­tem Zwei­fel im Ein­zel­fall- auch in Zukunft aner­kannt wer­den.
  4. Für die Behand­lung schwe­rer Erkran­kun­gen liegt eine „aus­rei­chen­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung“ noch nicht vor (§ 60 Abs. 7 Auf­enthG), wenn eine The­ra­pie­mög­lich­keit im Ziel­staat der Abschie­bung exis­tiert. Von den Betrof­fe­nen darf nicht gefor­dert wer­den, sich an Orte mit The­ra­pie­an­ge­bo­ten zu bege­ben unge­ach­tet finan­zi­el­ler, struk­tu­rel­ler oder ande­rer Hür­den.
  5. Ver­sor­gungs­lü­cken kön­nen und dür­fen lang­fris­tig nicht durch ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment geschlos­sen wer­den. Es bedarf pro­fes­sio­nel­ler Struk­tu­ren und bedarfs­ge­rech­ter Res­sour­cen zur Sicher­stel­lung der gesund­heit­li­chen Ver­sor­gung der Flücht­lin­ge.
  6. Allen Geflüch­te­ten – unab­hän­gig vom Auf­ent­halts­sta­tus – ist bun­des­weit und zeit­nah eine voll­wer­ti­ge Kran­ken­ver­si­cher­ten­kar­te aus­zu­hän­di­gen.
  7. Dol­met­scher­kos­ten müs­sen als not­wen­di­ger Bestand­teil der Kran­ken­be­hand­lung aner­kannt wer­den. Die Finan­zie­rung muss in das SGB V auf­ge­nom­men wer­den.
  8. Zuneh­mend ent­zie­hen sich Geflüch­te­te dem offi­zi­el­len Ver­sor­gungs­we­sen. Die­se Ten­denz wird sich durch Ableh­nung von Asyl­an­trä­gen wei­ter ver­stär­ken. Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung die­ser Men­schen muss ohne das Risi­ko einer Mel­dung an die Aus­län­der­be­hör­de mög­lich gemacht wer­den.“

„Es wird noch ein wei­ter Weg sein, die­se For­de­run­gen durch­zu­set­zen. Die Poli­tik zeigt bis­her weni­ge Ansät­ze, die­se For­de­run­gen der Ärz­te­schaft in die Pra­xis umzu­set­zen“, so der Vor­sit­zen­de des vdää, Prof. Wulf Diet­rich.

Dr. Nad­ja Rako­witz
(Pres­se­spre­che­rin)



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