Pres­se­er­klä­rung des vdää zur Unab­hän­gi­gen Pati­en­ten­be­ra­tung

Die­ses Vor­ha­ben ent­fach­te einen mas­si­ven Pro­test bei Pati­en­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen und Par­tei­en (Die Lin­ke, Bündnis90/Die Grü­nen, CSU). Selbst die ärzt­li­chen Kör­per­schaf­ten Bun­des­ärz­te- und Bun­des­zahn­ärz­te­kam­mer sowie Kas­sen­ärzt­li­che- und Kas­sen­zahn­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung gaben in einer gemein­sa­men Erklä­rung ihrer Empö­rung Aus­druck. Die Mit­ar­bei­ter der UPD-gGmbH sind ent­setzt, ihnen droht der Ver­lust ihrer Arbeits­plät­ze. Auf­grund die­ser Pro­test­wel­le hat die Ver­ga­be­stel­le des GKV-SV jetzt bereits zwei­mal die Bekannt­ga­be ihrer Ent­schei­dung ver­scho­ben. Der vdää for­dert ent­schie­den, mit dem bis­he­ri­gen Part­ner UPD-gGmbH den Ver­trag auch nach 2015 fort­zu­set­zen.

Der vdää stellt fest: Die Aus­wahl von Sanv­ar­tis wäre ein wei­te­rer Schritt in Rich­tung Kom­mer­zia­li­sie­rung und Pri­va­ti­sie­rung des Gesund­heits­we­sens.

Die der­zei­ti­ge UPD-Gesell­schaft, deren drei Gesell­schaf­ter Sozi­al­ver­band VdK, Ver­brau­cher­zen­tra­len Bun­des­ver­band und Ver­bund unab­hän­gi­ge Pati­en­ten­be­ra­tung sowie alle Trä­ger der regio­na­len Bera­tungs­stel­len vor Ort sind gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen. Dem­ge­gen­über ist die Call­cen­ter-Fir­ma Sanv­ar­tis eine GmbH ohne Gemein­nüt­zig­keit. Sie ist nicht dem Gemein­wohl ver­pflich­tet und ver­folgt genu­in wirt­schaft­li­che Inter­es­sen.

Es bestehen erheb­li­che Zwei­fel an der wirt­schaft­li­chen Unab­hän­gig­keit von Sanv­ar­tis. Die Refe­ren­zen, die auf der Web­sei­te von Sanv­ar­tis auf­pop­pen, stam­men vor­wie­gend von Kran­ken­kas­sen und Phar­ma-Unter­neh­men. Sanv­ar­tis ist selbst pri­va­ter Anbie­ter von Gesund­heits­dienst­leis­tun­gen. Im Gegen­satz zur jet­zi­gen UPD mit unter­schied­li­cher regio­na­ler Trä­ger­schaft ist das Call­cen­ter Sanv­ar­tis zen­tra­lis­tisch struk­tu­riert, was die Ein­fluss­mög­lich­keit des Geld­ge­bers GKV-SV deut­lich erhöht.
Das vom GKV-SV beauf­trag­te wis­sen­schaft­li­che Insti­tut erteil­te der bis­her ver­ant­wort­li­chen UPD sehr gute Bewer­tun­gen. Die UPD führ­te inten­si­ve Qua­li­täts­si­cher­heits­maß­nah­men und regel­mä­ßi­ge inter­ne und exter­ne Fort­bil­dun­gen im Ver­bund durch. Sie bear­bei­te­te mit Enga­ge­ment ihre drei Kom­pe­tenz­fel­der (Gesundheit/Medizin, Sozialrecht/Gesundheitsrecht, psy­cho­so­zia­ler Bereich).

Der vdää kann nur ver­mu­ten, wes­halb den­noch dem pri­va­ten Call­cen­ter der Vor­zug gege­ben wer­den soll: Die UPD trans­por­tiert Beschwer­den über Behand­ler und Kos­ten­trä­ger zu den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen. Etwa ein Drit­tel der Pati­en­ten­be­schwer­den rich­te­te sich gegen die Vor­ge­hens­wei­sen der Kran­ken­kas­sen bei­spiels­wei­se in den Berei­chen Kran­ken­geld und Kos­ten­über­nah­me medi­zi­ni­scher Leis­tun­gen. In ihrem Moni­tor hat die UPD die­se Ergeb­nis­se auf­ge­lis­tet. Das ist wohl nicht ver­ein­bar mit dem Prin­zip: „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing“.

Hin­zu kommt: Der Pati­en­ten­be­auf­trag­te Lau­mann hegt schon lan­ge die Absicht, die regio­na­len Bera­tungs­stel­len mit per­sön­li­chen Pati­en­ten­kon­tak­ten her­un­ter­zu­fah­ren und weit­ge­hend durch über­re­gio­na­le Call­cen­ter zu erset­zen.

Der vdää ist der Mei­nung, dass Pati­en­ten mit gesund­heit­li­chen Belan­gen im Rah­men von per­sön­li­chen Kon­tak­ten ernst genom­men wer­den müs­sen und nicht mit der Hot­line eines Call­cen­ters abge­speist wer­den dür­fen.

Prof. Dr. Wulf Diet­rich
(Vor­sit­zen­der des vdää)



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