Pres­se­er­klä­rung des vdää zur Tagung “Kran­ken­haus oder Fabrik” in Ber­lin

All dies ver­an­lass­te 130 Men­schen aus der gan­zen Bun­des­re­pu­blik, an der Tagung teil­zu­neh­men: dar­un­ter Beschäf­tig­te aus Kran­ken­häu­sern aus allen Gesund­heits­be­ru­fen, Pati­en­ten­ver­tre­te­rIn­nen und Pati­en­ten­be­ra­te­rIn­nen, Wis­sen­schaft­le­rIn­nen und Stu­die­ren­de, Gewerk­schafts­se­kre­tä­rIn­nen, Per­so­nal- und Betriebs­rä­te, Akti­vis­tIn­nen, Mit­glie­der vom Pari­tä­ti­schen Gesamt­ver­band, Mar­bur­ger Bund und der LINKEN. Die Teil­neh­me­rIn­nen eint die Kri­tik an der Kom­mer­zia­li­sie­rung der Kran­ken­häu­ser und beson­ders am deut­schen Fall­pau­scha­len­sys­tem (DRG) als deren Instru­ment. Der gro­ße Andrang macht deut­lich, wie weit ver­brei­tet und tief ver­an­kert in der Gesell­schaft und beson­ders unter den direkt Betrof­fe­nen, Gesund­heits­pro­fes­sio­nel­le wie Pati­en­tIn­nen, die Kri­tik der DRG bereits ist.
Bei der Tagung wur­den die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen des G‑DRG-Sys­tems wie auch des bevor­ste­hen­den Pau­scha­len Ent­gelt­sys­tems in Psych­ia­trie und Psy­cho­so­ma­tik (PEPP) auf die Pati­en­tIn­nen und Beschäf­tig­ten dis­ku­tiert. Wir such­ten nach Anknüp­fungs­punk­ten, wo und wie aus dem viel­fa­chem Leid von Pati­en­tIn­nen und dem für die Beschäf­tig­ten in den Gesund­heits­be­ru­fen frus­trie­ren­den Wider­sprü­chen von hohem pro­fes­sio­nel­len Ethos und den Nie­de­run­gen öko­no­mi­sier­ter Kli­ni­ken brei­ter poli­ti­scher Wider­stand ent­wi­ckelt wer­den kann.
Einig war man beson­ders dar­in, dass es nicht nur um die­ses Finan­zie­rungs­in­stru­ment der Kran­ken­haus­ver­sor­gung geht, son­dern dass eine gesell­schaft­li­che Debat­te dar­über geführt wer­den muss, was ein Kran­ken­haus sein soll: eine indus­tria­li­sier­te und kom­mer­zia­li­sier­te pro­fi­ta­ble Fabrik oder eine Ein­rich­tung gesund­heit­li­cher
Daseins­vor­sor­ge, die dem All­ge­mein­wohl ver­pflich­tet ist? Wie dring­lich eine sol­che gesell­schaft­li­che Debat­te ist, zeigt das von der Regie­rung noch in die­sem Jahr geplan­te Kran­ken­haus-Struk­tur-Gesetz: Soll­te es so beschlos­sen wer­den, droht, hier sind sich alle Teil­neh­me­rIn­nen der Tagung einig, eine wei­te­re Ver­schär­fung der Öko­no­mi­sie­rung. Mit den geplan­ten Selek­tiv­ver­trä­gen wird die Kon­kur­renz um nied­ri­ge­re Prei­se und in der Fol­ge der Kos­ten­druck noch viel schär­fer wer­den.
Prak­ti­sche Schrit­te gegen die schäd­li­chen Wir­kun­gen des G‑DRGs stel­len die aktu­el­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen von ver.di um eine bun­des­wei­te gesetz­li­che Per­so­nal­be­mes­sung, sowie der Kampf von ver.di an der Cha­ri­té für tarif­li­che Per­so­nal­min­dest­stan­dards dar. Die Teil­neh­me­rIn­nen der Tagung erklär­ten ihre Soli­da­ri­tät mit den Kol­le­gIn­nen der Cha­ri­té, die sich gera­de in der Urab­stim­mung zum unbe­fris­te­ten Streik befin­den. Ihr Kampf um Per­so­nal­stan­dards, die eine gute Pfle­ge erst (wie­der) ermög­li­chen, ist weit mehr als nur eine Tarif­aus­ein­an­der­set­zung. Der Aus­gang die­ser Aus­ein­an­der­set­zung wird zei­gen, wie ernst es die gro­ße Koali­ti­on mit ihrem hohen Ziel von mehr Qua­li­tät im Kran­ken­haus wirk­lich meint. Es geht um eine bei­spiel­haf­te gesell­schaft­li­che Wei­chen­stel­lung, in wel­che Rich­tung sich das Gesund­heits­we­sen in Zukunft bewegt.

Das Bünd­nis Gesun­des Kran­ken­haus wird
-    sich an den Pro­tes­ten zum Kran­ken­haus-Struk­tur­ge­setz betei­li­gen
-    die Kämp­fe der Beschäf­tig­ten und von ver.di für eine ver­bind­li­che Per­so­nal­be­mes­sung in den Kran­ken­häu­sern unter­stüt­zen.
-    Wir wol­len die bestehen­den viel­fäl­ti­gen Kri­ti­ken an der Öko­no­mi­sie­rung, an den DRG und den PEPP ver­bin­den, ver­all­ge­mei­nern und poli­tisch zuspit­zen und zu einer Bewe­gung mobi­li­sie­ren, gemein­sam Stra­te­gien ent­wi­ckeln, dass aus den Fabri­ken wie­der Kran­ken­häu­ser in gesell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung wer­den!

Wir rufen alle, die die­se Ana­ly­se und die For­de­run­gen des Bünd­nis­ses tei­len, auf, sich dem Bünd­nis anzu­schlie­ßen.

Dr. Peter Hoff­mann & Dr. Nad­ja Rako­witz (vdää)

Zu der Tagung ein­ge­la­den haben: Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te, Attac, den ver.di Lan­des­fach­be­rei­chen Gesund­heit und Sozia­les von Baden-Würt­tem­berg, Ber­lin-Bran­den­burg und Nord­rhein-West­fa­len, von Harald Wein­berg (gesund­heits­po­li­ti­scher Spre­cher der Frak­ti­on DIE LINKE im Bun­des­tag), der Gesell­schaft für Psy­cho­trau­ma­to­lo­gie, Trau­ma­the­ra­pie und Gewalt­for­schung und der Sol­tau­er Initia­ti­ve

Wei­te­re Infos unter: https://www.krankenhaus-oder-fabrik.de/



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