Pres­se­er­klä­rung des vdää zum Flücht­lings­dra­ma in Nord­grie­chen­land

Der vdää appel­liert an die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen in der EU, die­se men­schen­un­wür­di­ge Situa­ti­on umge­hend zu been­den und die Grie­chin­nen und Grie­chen damit nicht allei­ne zu las­sen. Die Men­schen aus Syri­en und ande­ren kriegs­ge­beu­tel­ten Län­dern wer­den nach Euro­pa kom­men und die höchs­ten Mau­ern wer­den sie nicht auf­hal­ten. Die­ser Rea­li­tät muss sich die EU stel­len und gewähr­leis­ten, dass Flücht­lin­ge sich frei in Euro­pa bewe­gen kön­nen und siche­re Wege in die Län­der fin­den, in denen sie wirk­lich ankom­men wol­len und kön­nen.

An die deut­sche Bevöl­ke­rung appel­lie­ren wir, prak­ti­sche Soli­da­ri­tät zu üben. Unter­stüt­zen Sie die Soli­da­ri­täts-Komi­tees oder ach­ten Sie auf Ihren Urlaubs­rou­ten in Grie­chen­land auf Men­schen, die an der Land­stra­ße ent­lang zu Fuß und mit Kin­dern und alten Men­schen auf der Flucht sind und bie­ten Sie ihnen Hil­fe in jeder Form an. Machen Sie Ernst mit dem Gedan­ken der Euro­päi­schen Soli­da­ri­tät.

Prof. Dr. Wulf Diet­rich
(Vor­sit­zen­der des vdää)

Kon­takt vor Ort:
in Grie­chisch und Eng­lisch: Kate­ri­na Noto­pou­lou (Mit­glied ver­schie­de­ner Soli­da­ri­täts-Initia­ti­ven in Thes­sa­lo­ni­ki und auch von Kalat­ha­ki), Tel: 0030 697 924 4100
in Deutsch: Nad­ja Rako­witz, Tel 0049 172 185 8023

Zur direk­ten Unter­stüt­zung der Soli­da­ri­täts-Komi­tee wen­den Sie sich bit­te auf Grie­chisch oder Eng­lisch an die Initia­ti­ve „Kalat­ha­ki“ (Das Körb­chen): kalathaki2015@gmail.com

Ein Auf­schrei aus Idomeni/Griechenland

Wo Euro­pa Augen und Ohren schließt und Ver­bo­te erlässt, da wach­sen kriegs­ähn­li­che Gefah­ren her­an und berei­chern sich mafio­se Grup­pen an hilf­lo­sen Flücht­lin­gen: Die Züge syri­scher, afgha­ni­scher und afri­ka­ni­scher Flücht­lin­ge an den Gren­zen Nord­grie­chen­lands zu FYROM (Maze­do­ni­en)

Wir for­dern die Poli­ti­ker und Poli­ti­ke­rin­nen Deutsch­lands auf, nach Nord­grie­chen­land zu kom­men und Augen­zeu­gen zu wer­den des Elends und der Todes­ge­fahr unzäh­li­ger Flücht­lin­ge an den “Gren­zen inner­halb Euro­pas”! Die­ser explo­si­ve Brenn­punkt ist nicht im Bewusst­sein unse­rer Ver­ant­wort­li­chen! Tau­sen­de Män­ner, Frau­en und Kin­der kom­men per Bahn oder vie­le Kilo­me­ter zu Fuß, hau­sen erschöpft auf Fel­dern und im Schilf nahe der Gren­ze. In Grup­pen zie­hen sie mit Schlep­pern und ande­ren Grenz­hel­fern los. Die maze­do­ni­schen Grenz­be­am­ten weh­ren oft tage­lang ab, dann wie­der las­sen sie Grup­pen wei­ter­zie­hen. Die­se wapp­nen sich dabei mit Stö­cken und Stan­gen, weil sie wis­sen, dass  jen­seits der Gren­ze Ban­den und auch (Poli­zei-) Ein­hei­ten auf sie war­ten, um ihnen ihr letz­tes Hab und Gut und auch ihre wert­vol­len Päs­se zu ent­rei­ßen. Die­se zir­ku­lie­ren viel­fach spä­ter in Euro­pa und bie­ten u.a. auch kri­mi­nel­len Kräf­ten Schutz. Täg­lich wer­den Fäl­le von Gewalt durch Ban­den regis­triert. Flücht­lin­ge kom­men schwer ver­letzt zurück, blu­ten­de und zer­schla­ge­ne Men­schen und fin­den dabei kaum Ver­sor­gung in dem klei­nen 20 km ent­fern­ten Gesund­heits­zen­trum in Poli­kas­tro, das wäh­rend­des­sen noch nicht ein­mal einen Kran­ken­wa­gen zur Ver­fü­gung hat. Das 50km ent­fern­te Kran­ken­haus in Kil­kis ist kaum erreich­bar ohne Hil­fe Drit­ter. Vie­le jedoch mel­den sich trotz Ver­let­zun­gen nicht aus Angst vor Inhaf­tie­rung. Sie ver­su­chen es dann trotz­dem immer wie­der, über die Gren­ze nach Nor­den zu gelan­gen…
Augen­zeu­gen­be­rich­te über Miss­hand­lun­gen und Gewalt, über Über­fäl­le und Raub lie­gen uns vor. Der Fil­me­ma­cher Vasi­lis Tsa­rt­sa­nis hat  Doku­men­ta­tio­nen erstellt und einen Auf­ruf an das Euro­päi­sche Par­la­ment geschickt. Frei­wil­li­ge grie­chi­sche Hel­fen­de, selbst wenn sie Ver­letz­te zum Arzt brin­gen, set­zen sich der Gefahr aus, von der grie­chi­schen Poli­zei wegen “Bei­hil­fe zur Flucht” fest­ge­nom­men und dem Staats­an­walt vor­ge­stellt zu wer­den. Wäh­rend ange­sichts der Mas­sen an Flücht­lin­gen staat­li­che und kom­mu­na­le Orga­ne in Ohn­macht ver­har­ren, bewegt sich jedoch die grie­chi­sche Zivil­ge­sell­schaft an vie­len Orten: Haus­frau­en, Geschäfts­leu­te, Lehr­kräf­te, Arbeits­lo­se tun sich zusam­men, kochen, ver­bin­den Wun­den, hel­fen und unter­stüt­zen  uner­müd­lich: “Wir wol­len kei­ne Gel­der für Hilfs­maß­nah­men, wir wol­len, dass die Poli­tik hier end­lich Lösun­gen fin­det”, sagen sie uns in Poli­kas­tro.
Augen­zeu­gen berich­te­ten auch von “deut­schen Beam­ten” an den Gren­zen FYROMS und sowie in Ungarn. Dort sol­len Hun­de auf Flücht­lin­ge los­ge­las­sen wer­den, die sie auf den Boden drü­cken sol­len. Welche/r Abge­ord­ne­te rich­tet eine Anfra­ge an den Deut­schen Bun­des­tag, damit die­se Aus­sa­gen geklärt wer­den: “Wo  über­all in Euro­pa und wel­che deut­schen Poli­zei­ein­hei­ten mit wie viel Beam­ten tun Dienst  zur Abwehr von Flücht­lin­gen?“
Wann end­lich sind wir bereit, die bru­ta­len Abschre­ckungs­maß­nah­men umzu­wan­deln in eine Kul­tur der euro­päi­schen Soli­da­ri­tät und der viel beschwo­re­nen Men­schen­rech­te? Wel­che Abge­ord­ne­ten, bzw. wel­che Funk­ti­ons­trä­ge­rIn­nen kom­men nach Thes­sa­lo­ni­ki? Wir beglei­ten sie gemein­sam mit orts­kun­di­gen Unter­stüt­zern nach Ido­me­ni an die Gren­ze zu den dort im Frei­en hau­sen­den Flücht­lin­gen, die dar­auf war­ten, dass auch ihre Grup­pe end­lich von den maze­do­ni­schen, bewaff­ne­ten Beam­ten durch­ge­las­sen wird.
Wir beglei­ten Gäs­te zu Ärz­ten und zu Dorf­be­woh­ne­rIn­nen an der Gren­ze, wir geben Augen­zeu­gen­be­rich­te wei­ter, damit sie sich selbst ein Bild machen kön­nen und dann ihre Stim­me erhe­ben: Es müs­sen end­lich Lösun­gen gefun­den wer­den für die­se Men­schen neben uns, die in der Euro­päi­schen Uni­on ihr Über­le­ben und ihren Frie­den sichern wol­len.

Vasi­lis Tsa­rt­sa­nis Poly­kas­tro, Doro­thee Vaka­lis, Kathe­ri­na Noto­pou­lou Thes­sa­lo­ni­ki, Dr. Nad­ja Rako­witz Frankfurt/M, Ger­hard Lan­zerstor­fer Wien.
Kon­takt: vasilis.tsartsanis@gmail.com



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