Pres­se­er­klä­rung des vdää zum Asyl­be­schleu­ni­gungs­ge­setz

Durch die Ände­rung der Bun­des­ärz­te­ord­nung soll ein par­al­le­les Ver­sor­gungs­sys­tem auf­ge­baut wer­den, um einem nicht näher defi­nier­ten Per­so­nal­eng­pass in der Ver­sor­gung von Asyl­su­chen­den ent­ge­gen zu tre­ten. Asyl­su­chen­de Ärz­tin­nen und Ärz­te sol­len tem­po­rär und bei Bedarf zur Ver­sor­gung – nur – von Asyl­su­chen­den her­an­ge­zo­gen wer­den. Sie dür­fen den Heil­be­ruf nur unter „Ver­ant­wor­tung eines Arz­tes“ (wel­chen Arz­tes?) in Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen und zen­tra­len Unter­künf­ten für Asyl­be­geh­ren­de und nicht außer­halb von die­sen aus­üben. Die Bezeich­nung Arzt/Ärztin steht ihnen, so der Ent­wurf, nicht zu. Mit die­ser tem­po­rä­ren Zulas­sung erhal­ten asyl­su­chen­de Medi­zi­ne­rIn­nen prak­tisch den Sta­tus einer Appro­ba­ti­on zwei­ter Klas­se. Dar­über hin­aus ist der Ent­wurf völ­lig unaus­ge­go­ren: Dür­fen die neu­en Nicht-Ärz­te rezept­pflich­ti­ge Medi­ka­men­te ver­ord­nen? Dür­fen sie Röt­gen­un­ter­su­chun­gen ver­an­las­sen? Dür­fen sie klei­ne­re Ein­grif­fe vor­neh­men? Alles offe­ne Fra­gen.

Der vdää lehnt die­se Rege­lung aus fol­gen­den Grün­den ab:

Ers­tens stellt die Beschrän­kung der ärzt­li­chen Tätig­keit auf die Behand­lung von aus­schließ­lich nicht-deut­schen Men­schen auf­grund ihres Sta­tus als Geflüch­te­te eine Dis­kri­mi­nie­rung der betrof­fe­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dar.
Zwei­tens zemen­tiert die­se Rege­lung die bereits bestehen­de dis­kri­mi­nie­ren­de Pra­xis des ein­ge­schränk­ten Zugangs zum Gesund­heits­we­sen für Geflüch­te­te. Die geplan­te Ände­rung der Bun­des­ärz­te­ord­nung führt zur Schaf­fung eines Gesund­heits­sys­tems zwei­ter Klas­se für Geflüch­te­te.
Drit­tens ent­zie­hen sich mit einer mög­li­cher­wei­se unfrei­wil­li­gen Über­tra­gung die­ser Auf­ga­be auf ande­re Geflüch­te­te die staat­li­chen Orga­ne ihrer eige­nen Ver­ant­wor­tung.

Der vdää for­dert die Ableh­nung des Gesetz­ent­wurfs und ins­be­son­de­re die Strei­chung des § 90; außer­dem for­dern wir:

  • eine aus­rei­chen­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung nach Stan­dard unse­res Gesund­heits­we­sens in den Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen für Asyl­be­geh­ren­de;
  • vol­len Zugang ohne Ein­schrän­kun­gen für Geflüch­te­te zum Gesund­heits­sys­tem durch Aus­stel­lung von Gesund­heits­kar­ten;
  • Zugang zum Arbeits­markt für geflüch­te­te Ärz­tin­nen und Ärz­te auf Basis gel­ten­der tarif­li­cher Bestim­mun­gen. Hier besteht ein gro­ßer Bedarf in den Kli­ni­ken.

Dr. Tho­mas Kun­kel / Prof. Dr. Wulf Diet­rich
(Vor­stand des vdää)



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