Pres­se­er­klä­rung des Flücht­lings­rats Nie­der­sach­sen und des vdää zu der erneu­ten Sam­mel­ab­schie­bung nach Ost­eu­ro­pa

Im Dezem­ber 2010 hat­te z.B. die nord­rhein­west­fä­li­sche Lan­des­re­gie­rung noch einen Erlass ver­öf­fent­licht, der Abschie­bung von Min­der­heits­an­ge­hö­ri­gen nach Ser­bi­en mit Ver­weis auf die ange­spann­te wirt­schaft­li­che und sozia­le Lage in den Win­ter­mo­na­ten unter­sag­te. Trotz der weit­ge­hend unver­än­der­ten Situa­ti­on ist ein sol­cher Erlass im dies­jäh­ri­gen Win­ter weder in NRW noch in Nie­der­sach­sen zustan­de gekom­men. Somit kön­nen auch wei­ter­hin Min­der­heits­an­ge­hö­ri­ge und beson­ders schutz­be­dürf­ti­ge Grup­pen wie Fami­li­en, älte­re und kran­ke Men­schen nach Ser­bi­en und Koso­vo abge­scho­ben wer­den.

Das Land Nie­der­sach­sen hält wei­ter an Abschie­bun­gen von Roma nach Ser­bi­en und in den Koso­vo fest und nimmt dabei kei­ner­lei Rück­sicht auf die gesund­heit­li­che Situa­ti­on und die Lebens­per­spek­ti­ven der Men­schen. So ist für die heu­ti­ge Abschie­bung u.a. ein schwer herz­kran­kes sechs Jah­re altes Mäd­chen vor­ge­se­hen. Erst letz­te Woche ist ein Roma-Ehe­paar, von dem der Mann schwer krank ist, nach fast 22 Jah­ren Leben in Nie­der­sach­sen abge­scho­ben wor­den. Wei­te­re Roma, die z.T. unter schwe­ren Krank­hei­ten lei­den, waren zur Abschie­bung vor­ge­se­hen. Der Flücht­lings­rat Nie­der­sach­sen und der Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te kön­nen in die­ser scho­nungs­lo­sen Abschie­be­pra­xis kei­nes­wegs die vom nie­der­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­dent McAl­lis­ter ange­kün­dig­te sen­si­ble­re Flücht­lings­po­li­tik erken­nen. Ins­be­son­de­re ange­sichts des har­ten Win­ters auf dem Bal­kan ist die Abschie­bung von kran­ken Men­schen nach Ansicht des Flücht­lings­ra­tes Nie­der­sach­sen und des vdää beson­ders bru­tal.

Der vdää und der Flücht­lings­rat Nie­der­sach­sen hal­ten es für zutiefst inhu­man, Men­schen, die in ihrem Her­kunfts­land über kei­ner­lei Exis­tenz­grund­la­ge ver­fü­gen und auf­grund ihrer eth­ni­schen Zuge­hö­rig­keit häu­fig auch noch einer mas­si­ven Dis­kri­mi­nie­rung durch die Mehr­heits­ge­sell­schaft aus­ge­setzt sind, in einer sol­chen Situa­ti­on abschie­ben zu wol­len.

Ange­sichts die­ser Umstän­de for­dern wir die Lan­des­re­gie­rung von Nie­der­sach­sen auf, von einer Abschie­bung zumin­dest so lan­ge abzu­se­hen, wie die Wit­te­rungs­be­din­gun­gen eine exis­ten­ti­el­le Bedro­hung für die Men­schen dar­stel­len.

Sig­mar Wal­b­recht                                            Dr. Bern­hard Win­ter

(Flücht­lings­rat Nie­der­sach­sen)                     (Stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des vdää)



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